Sommerandachten 2014

Montag, 4. August | Wer nicht an Jesus glaubt, kommt nicht in den Himmel! | Johannes 8,21 - 29

Sommerandacht

>>> Johannes 8 >>>

Die Aussage von jedem Bibeltext!
Sie kommen nicht in den Himmel, weil sie nicht glauben. Nur wer an IHN glaubt, kommt in den Himmel. Wer IHN als Retter ansieht, wer erkannt hat, dass ER am Kreuz für uns gestorben ist, kommt zu IHM.
Reicht doch, warum um den heißen Brei drum herum reden...
Aber uns ist etwas anderes wichtig geworden:

SIE HABEN IHN NICHT ERKANNT!

Und das bis heute noch nicht. Sie warten heute noch auf ihn, den Messias! Für sie ist er noch nicht gekommen, damals im Stall, in der Krippe, und für sie, ist er auch nicht am Kreuz gestorben und wieder auferstanden.
Sie haben ihn einfach noch nicht erkannt. Traurig aber wahr.
Aber ist ja auch klar, dass sie IHN damals nicht erkannt haben, wenn ER nicht sagt, dass er JESUS ist. Wir dachten uns so, sonst sagt ER doch auch wer ER ist!! Warum hier nicht!? Warum hier so versteckt?! Ich meine: Würden wir heute jemand Dahergelaufenem alles glauben, nur weil er sagt, das ER der Beauftragte ist und der, der ihn beauftragt hat, glaubwürdig ist? Ich meine: Wir stellen doch auch erstmal alles in Frage. Oder nicht?! Würden wir/ würdest du ihn erkennen?!

DENK MAL DARÜBER NACH!!

Und nun nochmal zu den Juden damals. Also, um genau zu sein zu denen, die im Text erwähnt sind, da ja die Jünger auch Juden waren und ihn erkannt haben: Deswegen kann man es nicht pauschalisieren. Irgendwie kann ich sie ja verstehen. Sie wussten ja nicht, was wir heute wissen (auch so ein Satz, der zu vielen Bibeltexten passt :)). Und warum sollen sie IHM glauben? Ich meine: Er sagt ja, ER ist keiner von ihnen. Und glaubst du jedem, der dir über den Weg läuft? ER sagt dann auch, dass er es ihnen schon von vornherein gesagt hat. Ich meine: Man hat ja auch schlechte Erfahrungen gemacht!!! Aber ich finde es überwältigend, dass JESUS an seinem Auftrag festgehalten hat. ER sollte sie bekehren. ER sollte Licht und Liebe sein in unserer Welt.

OB ER ES SCHAFFT?!

Hat er es bei dir schon geschafft?! Glaubst du an ihn?! Wirst du in den Himmel kommen!? Hast du das Ja zum IHM schon gefunden?! Wenn vielleicht jetzt noch nicht, so hoffen wir doch, dass der Text dich ein bischen bewegt!!! Vieleicht denkst du jetzt auch mal an die anderen Religionen, die es so gibt?!
Mir persönlich hat der Text wieder gezeigt, dass JESUS auch Jude war. Und dass die Juden sich auch irgendwann bekehren... Auch wenn wir es jetzt noch nicht ahnen können, können wir glauben, dass ER erneut kommen wird in seiner ganzen Herrlichkeit.

UND DAS IST AUCH GUT SO!!

Noch eine schönen Sommer dir... und denk daran, ER ist für dich gestorben, auch wenn der Text das heute noch nicht auflöst.

Rebekka Schramm,
Jugendkreis Bezirk Grünhain/Erzgebirge

Sonntag, 3. August | Wenn es hart kommt | Psalm 87

Sommerandacht

>>> Psalm 87 >>>

Eine kleine (persönliche) Vorbemerkung des Autors:
In verschiedenen Bibelübersetzungen hört sich dieser Psalm sehr unterschiedlich an. Ich habe für die Erstellung der Andacht diese Version verwendet: http://bit.ly/BB-Ps87 (Basisbibel).

Ein ganz klein wenig Geschichte zu Beginn:
Ende des 10. Jahrhunderts vor Christus wurde der erste Tempel auf dem Zionsberg in Jerusalem fertig gestellt. Im Jahr 586 v. Chr wurde dieser vom babylonischen König Nebukadnezar II. zerstört. Daraufhin wurde an der gleichen Stelle ein neuer Tempel gebaut, und dieser Bau im Jahr 515 v. Chr. abgeschlossen.
Warum ist das wichtig? Weil in Psalm 87 die Rede davon ist, dass die Stadt Jerusalem auf dem Zionsberg eine Gründung des Herrn (JHWH) ist. Wie schlimm muss es sein, wenn der Ort, der so ganz eng mit dem Gott, an den man glaubt, verbunden ist, zerstört wird? So wie es eben 586 v. Chr. geschehen ist. Es ist eben nicht nur irgendein Bauwerk und nicht nur irgendeine Stadt, sondern Menschen haben dort auf dem Zionsberg die Nähe ihres Gottes ganz spürbar erlebt – dort begegneten sie Gott auf ganz besondere Weise. Ohne Zweifel hat die Zerstörung dieses Ortes die Menschen in Jerusalem und in der Umgebung völlig fertig gemacht. Und was sagt das erst über die Macht des Gottes aus, an den sie glauben? Ist er schwächer als der Gott bzw. die Götter Babylons?
All das wissen auch die, die diesen Psalm verfasst haben. Denn der Psalm stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Zeit zwischen 500 und 200 v. Chr. Es gibt zu dieser Zeit zwar den neuen Tempel. Aber die Geschichte des ersten Tempels bleibt und ist weiterhin lebendig. Und damit auch das Wissen um die Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit sowohl der Zionsstadt Jerusalem wie auch des Tempels, der auf dem Zionsberg steht.
Es ist wirklich erstaunlich, dass in diesem Psalm kein Wort davon steht, dass Gott es jetzt endlich mal den „Feinden“, den „Andersgläubigen“ zeigen soll. Solche Psalmen gibt es auch (Wirf doch mal einen kurzen Blick in Psalm 83!). Es scheint so, als ob die Schreiber dieses Psalms eine erstaunliche Hoffnung erlangt haben: dass nämlich die Menschen aus West (Ägypten), Ost (Babylonien), Nord (Philistäa und Tyrus) und Süd (Nubien) nur ohne Krieg und Vernichtung versöhnt miteinander leben können.
Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: Hier werden ganz bewusst auch diejenigen genannt, die für die Zerstörung des ersten Tempels verantwortlich waren, die Babylonier. Und auch für sie – genau wie für all die anderen genannten (aus Nord, Süd, West und Ost – also die gesamte Welt) – gilt: Gott sieht sie so, als wären sie Söhne und Töchter der Zionsstadt. Gott ist kein Vernichter sondern ein Versöhner. Das ist die Hoffnung, die aus diesem Psalm spricht.
Nur: Es ist eine zerbrechliche Hoffnung. So ist das erstaunlich oft mit Hoffnung. Wenn die Dinge gut laufen, wenn der Laden läuft, dann ist es leicht, positiv in die Zukunft zu schauen. Wenn ich etwas habe, woran ich mich festhalten kann, dann ist Hoffen leicht. So lange die göttliche Zionsstadt schön in der Sonne glänzt, ist es leicht, auf die Versöhnung zu hoffen und darauf, dass alle zusammen singend im Kreis tanzen und rufen: „All meine Quellen entspringen in dir.“
Aber genau dafür steht dieser Psalm nicht. Er steht dafür, dass obwohl Versöhnungsfortschritte auch wieder kaputt gehen können, die Hoffnung auf eine Vollendung der Versöhnung bleibt. Spätestens im Jahr 70 n. Chr. mussten die Menschen lernen, dass allein der Tempel auf dem Zionsberg für solch eine Hoffnung nicht reicht. Denn in diesem Jahr wurde er (bis heute) endgültig von den Römern zerstört.
Ich finde – sicher nicht zufällig – eine erstaunliche Parallele im Leben Jesu. Auch Jesus hat davon gesprochen, wie Menschen gemeinsam am Tisch im Reich Gottes sitzen und versöhnt feiern werden. Und sogar seine engsten Jünger hatten sich erhofft, dass es einen geraden und einfachen Weg vom Hier und Jetzt zu diesem gemeinsamen Feiern gibt. Doch es war alles andere als das: Jesus hat es das Leben gekostet, diese Versöhnungshoffnung unter den Menschen aufzurichten. Und sie lebt bis heute, durch ihn – selbst wenn es ganz hart kommt! Jetzt gilt erst recht: Die Menschen werden zu Söhnen und Töchtern in Gottes Reich!

Alex von Wascinski,
Kinder- und Jugendwerk Süd, Stuttgart

Samstag, 2. August | Jesus (er)kennen? | Joh 8, 12-20

Sommerandacht

>>> Johannes 8 >>>

Wenn ich den Vers 12 lese, kommt mir diese Passage bekannt vor. Jesus ist das Licht der Welt. Licht zeigt die Dinge, die im Dunkeln sind und lässt auch einen kleinen Teil von sich selbst erkennen oder spüren. Licht ist hilfreich, kann aber auch schmerzhaft sein, wenn man direkt hineinblickt. Man kann sich verbrennen, wenn man der Lichtquelle zu nahe kommt.
Der Text ab Vers 13 erscheint mir jedoch unklar und sehr nebulös. Er bringt kein Licht ins Dunkel. Jesu Worte verschleiern vielmehr. Die Frage der Pharisäer ist klar. Sie kritisieren, dass das „Ich bin Wort“ von Jesus nicht glaubwürdig ist, weil dieses Wort niemand außer er selbst bezeugen kann. Jesus hat jedoch einen Zeugen neben sich: Den Vater. Gott selbst ist der einzige, der von sich und Jesus zeugen kann. Es kann für Gott keinen „übergeordneten“ Zeugen geben. Die Finsternis kann nicht Zeugnis über das Licht geben. Das Licht kann nur von sich selbst zeugen. Der Vater ist der einzige, der von sich zeugen kann.
Darauf die Frage „Wo ist dein Vater?“ In V. 19 antwortet Jesus: Die Pharisäer kennen weder ihn noch den Vater. Wenn sie jedoch Jesus gekannt hätten, so hätten sie auch den Vater gekannt.
Kann man Jesus oder den Vater jemals (er)kennen? Ist es nicht schon schwierig genug, einen guten Freund oder gar sich selbst richtig zu kennen? Gehört zum Kennenlernen vielleicht gar nicht das Verstehen? Spricht Jesus hier vielleicht gar nicht ein Kennenlernen im Sinne des Erkennens an, sondern meint er bloßes Vertrauen? Genügt es, Jesus zu vertrauen?
Wer Jesus oder den Vater meint zu erkennen, glaubt vielleicht gar nicht. Die Überzeugung, dass man Jesus kennt, hat etwas mit Begierde zu tun. Wer meint, die Eigenschaften Jesu erkannt zu haben, grenzt ihn ein. Wird man damit Jesus gerecht? Ist es notwendig, Jesus zu vertrauen, also sich ihm hingeben und ihn unverfügbar lassen, wenn man ihn (er)kennen möchte?
Jesus äußert sich im heutigen Bibeltext nicht direkt dazu, wie man ihn kennen lernen kann. Lernt man ihn kennen, indem man an Jesu Selbstzeugnis glaubt und seinem Wort Vertrauen schenkt? Man wird es nie schaffen, sein Wesen komplett zu erkennen. Genauso wenig ist es möglich, den Zusammenhang zwischen ihm und dem Vater zu durchdringen. Jedoch kann dadurch, dass man Jesus vertraut, ein Funke Licht ins verwirrende Dunkel kommen. Es kann ein bisschen gesehen werden bzw. eine Orientierung geschaffen werden. Wichtig ist zu glauben, auch wenn wir nicht sehen oder gar verstehen (siehe Joh. 20, 29b).
„Diese Worte redete er an dem Gotteskasten (= Schatzkammer), als er lehrte im Tempel; und niemand ergriff ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.“ (V. 20) In dieser Schatzkammer ist er umgeben von Feinden. Er hätte ergriffen werden können, aber seine Zeit war noch nicht da. Gott ist also der Herr über Zeit und nicht die Feinde, die Angst einflößend und in der Überzahl sind. Das lässt auch die Stärke von Jesu Worten erkennen: Seine Worte sind stärker als die, die ihn erfassen wollen. Da sie sich in der Schatzkammer befinden, kann man deuten, dass Jesu Worte die eigentlichen „Schätze“ sind. Er spricht nicht alle Worte, die er hatte. Er spricht nur so viele, wie in die Schatzkammer passten. Nur so viele, wie man ertragen und fassen kann. Aber selbst diese wenigen „Schätze“ sind kaum zu verstehen. Dabei hilft vertrauen und zu glauben, auch wenn wir nicht sehen und verstehen.

Maria Baumgartl

Freitag, 1. August | Ein ungewöhnlicher Prozess | Johannes 7,53–8,11

Sommerandacht

>>> Johannes 7 >>>

Schuldig! Die Frau, die in die Mitte der Synagoge gezerrt wird, weiß es. Sie ist schuldig. Schuld bedeutet Strafe. Das Gesetzt von Mose sagt es so. Todesstrafe um genau zu sein.

Jesus weiß es auch...Sie ist schuldig.

Der Plan der Pharisäer, Jesus zu überlisten, scheint aufzugehen: „Dieser „Barmherzige“ kann sich hier nicht mehr rausreden. Wenn er von Gott ist, dann muss er nach seinem Gesetz handeln. Das muss er! Sonst ist er nicht von Gott!“

Was tut Jesus? – Er macht die Ankläger zu Angeklagten:

„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf die Frau.“

Nur wer das Gesetz hält, kann auch andere danach richten. Die Pharisäer, die nun klarer sehen, gehen einer nach dem anderen beschämt weg. Und Jesus, der als Einziger das Recht hat zu richten…richtet nicht.

Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammet nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebet, so wird euch vergeben. (Lukas 6,36)

Die Frau? Sie ist frei.

Jesus? Er wird später an ihrer Stelle auch für diese Tat sterben…und damit das Gesetz erfüllen.

Ich ? - Schuldig!

Meine verdiente Strafe? - Der Tod.

Meine Rettung? – Jesus, der für mich gestorben ist. Weil er mich liebt.

Und du?

Sebastian Münz

Donnerstag, 31. Juli | An Jesus scheiden sich die Geister | Johannes 7,40-52

Sommerandacht

>>> Johannes 7 >>>

Die Diskussion um Jesus ist bis heute nicht vorbei. Inzwischen ist die Frage, ob es ihn überhaupt gab, im Rahmen des Möglichen geklärt, aber offen bleibt weiterhin: Wer war er? Ein Prophet, Gott in Menschengestalt oder schlicht ein sehr ungewöhnlicher Mensch?

Wie wir lesen konnten, war der Streit unter seinen Zeitgenossen ebenfalls groß: „So entstand seinetwegen eine Spaltung in der Menge.“ (Vers 43) Schon vorher kam es zur „Scheidung unter den Jüngern“ (Kapitel 6,60). Kann das gewollt sein?

Betrachtet man die damalige Situation, sind beide Seiten verständlich: Die Fürsprecher Jesu setzen all ihre Hoffnung auf ihn, können nicht aufhören, von seinen wohltuenden Worten und Wundern zu erzählen. Sie sind so dankbar für die Veränderung, die Jesus in ihr Leben gebracht hat.
Auf der anderen Seite die zweifelnden Pharisäer: Ihr Amt verlangt es, dass sie sich an das geschriebene Wort halten. Und irgendein Wildfremder soll ihre Lehre über den Haufen werfen? Einfach so!? Nachvollziehbar, dass sie sich als Gruppe geschlossen gegen Jesus stellen.
Umso bedeutsamer, dass einer von ihnen – Nikodemus – versucht, die Ablehnung der Pharisäer auszubremsen: „Verurteilt etwa unser Gesetz einen Menschen, bevor man ihn verhört und festgestellt hat, was er tut?“ (Vers 51) Ein kluger Satz, wie ich finde, der allgemein gültig ist und zugleich die Einstellung von Nikodemus gegenüber Jesus verdeutlicht. Im Kapitel 3 (Johannesevangelium) wird die Begegnung von den beiden geschildert. Ich denke, dass dieses Treffen entscheidend für Nikodemus‘ Bemerkung in dieser angespannten Szene ist.
Persönliche Begegnung mit Jesus, mit Gott, befähigt Menschen dazu, sich gegen die Ungerechtigkeit zu erheben. Auch auf die Gefahr hin, verlacht oder ausgestoßen zu werden, sind sie ermutigt, sich einzusetzen für eine Sache, von der sie überzeugt sind. Es muss nicht immer ein persönliches Zeugnis sein. Gelegentlich reicht eine kritische Frage oder Anmerkung, ohne weiter Öl ins Feuer zu gießen und den Konflikt noch schärfer zu machen.  
Ich wünsche euch, den Mut zur Äußerung, wenn ihr etwas zu sagen habt. Ein Wort entgegen aller Erwartung und entgegen der Meinung, die der Rest scheinbar geschlossen vertritt, kann manchmal Ungeahntes bewirken. Und bleibt die (unmittelbare) Wirkung aus, wird der Versuch nicht umsonst gewesen sein.

Wer Jesus nun war, bleibt fraglich – doch vielleicht ist eine andere Frage viel wesentlicher: Wer ist Jesus für dich, heute?

Johanna Walther, Chemnitz

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Der Sache ergeben sein, nicht den Menschen!

Johann Gottlieb Fichte

Mittwoch, 30. Juli | Die tausend ??????????????? | Johannes 7, 32-39

Sommerandacht

>>> Johannes 7 >>>

Der Bibeltext beschreibt eine Situation, in der ich mich auch oft befinde: Jesus sagt etwas und ich verstehe es nicht. Ich lese in der Bibel und es kommen tausend Fragezeichen aus meinem Kopf. Manchmal hilft es schon, den Text ein paar Mal zu lesen, um ein paar Fragezeichen zu vertreiben. Manchmal hilft es, wenn ich versuche zu verstehen, wie die Menschen damals gelebt und gedacht haben. Manchmal hilft Austausch über den Text mit anderen. Und dann kommen aus meinem Kopf auch viele Ausrufezeichen. Und die paar Fragezeichen, die bleiben, stören mich gar nicht mehr. Denn ich habe das Gefühl, dass wohl immer welche bleiben werden, die einfach dazu gehören. In dem Text aus dem Johannesevangelium spricht Jesus von Sachen, die sich kein Mensch vorstellen konnte. Er geht an einen Ort der vollkommenen Gemeinschaft mit Gott. Das kann ich mir auch heute nicht vorstellen, auch wenn Jesus es in vielen Gleichnissen erklärt hat. Es werden Ströme lebendigen Wassers aus mir fließen? Das habe ich vielleicht schon einmal erlebt, wenn ich etwas Gutes getan habe, was andere erfreut hat oder Gott näher gebracht hat. Aber was das wirklich bedeuten soll, bin ich mir nicht sicher. Es bleiben also, wie bei den Juden und Pharisäern, bei den Dienern des Tempels und allen Menschen damals, auch heute Fragezeichen stehen. Etwas aus der Bibel nicht zu verstehen, zeugt nicht von Unkenntnis oder fehlendem Glauben. Es heißt einfach nur, dass Gott größer ist, als wir es uns vorstellen können, dass er unsere Horizonte immer wieder sprengt und dass er uns Vorfreude auf die Gemeinschaft mit ihm schenkt, die es ohne ein paar Fragezeichen nicht gäbe.

Maria Dörffel & Simon Keck aus Dresden

Dienstag, 29. Juli | Who is Who? | Johannes 7,25-31

Sommerandacht

>>> Johannes 7 >>>

Wer kennt das nicht: Wir stehen auf einer Party, am Marktplatz oder an der Bushaltestelle in kleinen Grüppchen herum, es wird fröhlich geshakert und nette Geschichten erzählt. Einmal kommt einer dazu, grüßt in die Runde und meint zu mir: „Ach, wir kennen uns doch auch?!“ „Öh, ja? Stimmt...!“ denke ich mir und fühle mich erwischt, weil ich sie oder ihn nicht wirklich einordnen kann – unangenehm…

Was bedeutet schon kennen? Jeder von uns weiß, jemanden kennen ist nicht gleich kennen. Es gibt Menschen, die kennt man vom Sehen, weiß Ihren Namen und vielleicht noch was der oder die so im Alltag treibt – mehr oft nicht. Jemanden richtig kennen bedeutet Arbeit. Man muss sich immer wieder auf Mitmenschen einlassen, sich in sie hinein versetzen, mitunter auch mit Ecken und Kanten des anderen umgehen lernen. Da kommt die Frage auf: Wer kennt mich eigentlich?
Überleg mal einen Moment:
Gibt es einen oder mehrere Menschen, die dich als Person wirklich sehr gut kennen? Sind das viele Menschen?
Gibt es Menschen, die behaupten, dich als Person gut zu kennen, von denen du aber weißt, dass das nicht stimmt? Sind das mehr Menschen als die Anderen?
Den meisten geht es wohl so, dass sie sagen müssen: „Es gibt wesentlich mehr Menschen, die behaupten, mich zu kennen, als es Menschen gibt, die mich wirklich kennen. So ganz kenne ich mich noch nicht einmal selber.
Vom Kennen und nicht Kennen handelt auch die heutige Bibelstelle. Während des Laubhüttenfests lehrte Jesus öffentlich im Tempel in Jerusalem. Dabei - vermutlich ohne es zu ahnen - sorgte Jesus für ordentlichen Gesprächsstoff  beim Volk.
„Ist er DOCH der Messias?“ „Nein, er kann ja gar nicht der Messias sein!“
Was Jesus darauf sagt, lässt sich wie folgt zusammenfassen: „Ihr glaubt mich zu kennen. Ihr glaubt zu wissen, wer Gott ist. Liebe Freunde, ihr habt keine Ahnung, wer Gott wirklich ist! Ich aber kenne ihn, denn ich komme schließlich von ihm, ja ich stamme von ihm ab.“ Genau das könnte uns Jesus auch heute noch an den Kopf werfen: „Ihr habt doch keine Ahnung wer Gott ist!“
Jetzt werden sicherlich einige denken, was schreibt er da, was hat Jesus damit gemeint? Ich kenne doch Gott, ich lese regelmäßig in der Bibel, ich geh in den Gottesdienst und und… Es wird aber auch diejenigen geben, die dem innerlich zustimmen und denken: Na ja eigentlich ist es wahr was Jesus sagt. Ich bin sowieso auf Distanz zu Gott und zum Glauben, dann ist es wohl richtig, dass ich keine Ahnung habe.

Wer aber ist Gott? Ist er nicht viel größer, als wir uns das vorstellen können. Ist es nicht der Grund dafür, warum wir uns oft irgendein Bild von Gott machen, dass so oder so ähnlich unseren eigenen Vorstellungen entspricht. Woraus wir uns wiederrum Gott erklären und deshalb vielleicht auch meinen, ihn zu kennen. Doch bei diesem Bild muss es nicht bleiben. Der Weg in unserem Glauben nimmt unterschiedliche Kurven und Kreuzungen. So wird sich auch unsere Vorstellung über das, was Gott ist, verändern. Dennoch wird uns irgendwann klar, Gott interessiert sich für mich und mein Leben. Gott ist der, der mich kennt. Er will meinem Leben ganz nahe sein, ohne mich dabei zurechtzuweisen oder zu belehren, er hat mich zu allererst unendlich lieb. Noch bevor ich einen Schritt auf Gott zu mache, erlebe ich, wie ich angenommen werde. Gott macht sich bekannt, nicht zuletzt dadurch, dass er Mensch geworden ist – er will erkannt werden. In diesem Sinne, begib dich auf deine ganz eigene Suche nach ihm und werde fündig.

Moritz Krämer