Sommerandachten 2020

Donnerstag, 02. Juli | Die Fragen lieben | 1. Könige 12,20-32

Sommerandachten 2020

>>> 1. Könige 12,20-32

Etwas Krasses ist passiert. Jerobeam wird zum König gemacht. Wie das passiert ist? Nun, eigentlich ganz einfach: Nachdem Rehabeam nach Jerusalem gekommen ist und erkannt hat, dass Jerobeam König ist, versammelte er sich mit seiner 180 000 Mann starken squad, um gegen Jerobeam zu kämpfen. Gott allerdings schreitet ein und verlangt, dass er nach Hause gehen soll. Rehabeam hat sich also überschätzt und überlässt den Platz Jerobeam. Dieser wird König des Nordreichs und baut zwei Heiligtümer in Dan und Bethel. War doch ganz einfach, oder nicht?

Diese Geschichte lässt sich jetzt vielleicht, heutzutage, recht leicht erzählen, aber man kann sich nur schwierig vorstellen, wie es Jerobeam in dieser Zeit wohl ergangen ist. Woher wusste er, was er tun und lassen sollte? Er hatte sicher viele Fragen im Kopf, so wie wir uns auch heutzutage über viele Dinge Gedanken machen.

Ich habe letztens einen sehr schönen Brief gefunden, der dieses Thema aufgreift und etwas sehr Tröstendes hat. Es handelt sich um einen Brief von dem Dichter Rainer Maria Rilke an einen Freund. Hier ist ein Ausschnitt davon:
„…und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, lieber Herr, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.“

Ich finde, diese Worte haben etwas sehr Beruhigendes, denn sie vermitteln einem, dass es okay ist, nicht auf alles eine Antwort zu haben. Stattdessen darf man die Fragen anerkennen und akzeptieren. Jerobeam hatte in dieser aufgewühlten Zeit sicher auch so manche Fragen und wusste nicht weiter. Jetzt ist es leider zu spät, ihn mit diesen Worten zu beruhigen, aber ich hoffe, dass diese Zeilen für dich, lieber Leser, ein kleiner Trost sind, für den Fall, dass du dich auch gerade ein bisschen wie Jerobeam fühlst und nicht so recht eine Antwort auf deine Fragen hast.

Du darfst es genießen, nicht auf alles eine Antwort zu haben. Die Zeit wird kommen, in der sich all deine Fragen in Antworten umwandeln. Und bis dahin darfst du deine Fragen und Sorgen akzeptieren und auf Gott vertrauen, dass sich alles regeln wird. Und vielleicht lebst du dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antworten hinein.

Emily Trabitzsch, Utrecht

Mittwoch, 01. Juli | Entscheidungen treffen „dumm“ gemacht! | 1. Könige 12,1-19

Sommerandachten 2020

>>> 1. Könige 12,1-19

Israel steht an einem Scheidepunkt. Der bisherige König Salomo ist verstorben und das Volk hofft nun auf einen guten Neuanfang. Deshalb gehen sie zu Rehabeam, Salomos Sohn, der nun König ist, und bitten ihn, dass das „schwere Joch“ ihnen nicht weiter auferlegt wird.

An dieser Stelle machen wir einen kleinen Zeitsprung: Ca. 1000 Jahre später taucht ein Mann auf, den viele für den Messias halten, den Nachfolger des König Davids, den wahren König und den Gott durch die Auferweckung vom Tod zum Leben auch als solchen bestätigt. Und dieser Mann, Jesus, sagt zu seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern: 28 »Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Bei mir werdet ihr Ruhe finden.
29 Nehmt das Joch auf euch, das ich euch gebe.
Lernt von mir: Ich meine es gut mit euch und sehe auf niemanden herab. Dann wird eure Seele Ruhe finden. 30 Denn mein Joch ist leicht. Und was ich euch zu tragen gebe, ist keine Last.« (MT 11, 28 – 29)

Halleluja! Der wahre König aus dem Hause David tickt also ganz anders. Bei ihm geht es nicht darum, dass wir wie gehorsame Sklaven arbeiten und leben, sondern wahre Freiheit aus der Beziehung zu ihm erhalten. Wieder 1000 Jahre zurück…

Ich glaube, die älteren Berater haben Rehabeam genau deshalb geraten, den Forderungen des Volkes nachzugeben (vgl. V. 7), weil sie aus ihrer Erfahrung wussten, was wirklich im Sinne Gottes ist. Sie haben schon viel erlebt, sie haben schon viele Propheten (solche Sprachrohre Gottes) gehört und wussten, was im Sinne Gottes war, ist und sein wird.

Aber Rehabeam ist wieder so ein Beispiel, wie wir Menschen einfach ticken. Wir wollen der eigene Boss sein. Gott soll im Himmel Chef sein, aber sein Reich soll nicht in meinem Reich regieren. Hier bin ich der Chef und sag: „Nö, Gott!“ Und ich weiß natürlich selbst am besten, was richtig ist oder frage nur die Leute, die meiner Meinung sind. Aber wir sehen, was passiert, wenn wir nicht den Weg Jesu einschlagen, wenn wir nicht auf Gottes Wege vertrauen, die uns oft nicht passend erscheinen: Streit, Zertrennung, Krieg (vgl. V.19). Aber Jesus zeigt uns ganz andere Wege auf. Es sind die Wege der Liebe, der Barmherzigkeit, der Geduld, der Freundlichkeit, des Friedens, der Vergebung und Versöhnung, der Freude, und der Gerechtigkeit – eben die Art wie ein wahrer König Entscheidungen trifft.

Bete doch heute dafür, dass du heute auf Gottes Wegen unterwegs bist und Menschen dir abspüren, dass du ein Nachfolger / eine Nachfolgerin Jesu bist und triff schlaue Entscheidungen, Entscheidungen, die den Wegen Jesu entsprechen.

Damian Carruthers, Baiersbronn

Dienstag, 30. Juni | Rebellion |1. Könige 11,26-43

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>>> 1. Könige 11,26-43

Heute geht es ja ordentlich zur Sache. Die Story könnte sicher als Kinofilm oder Serie verfilmt werden. Nochmal eine kleine Kurzfassung der heutigen Erzählung: unser Hauptcharakter ist Jerobeam. Dieser tüchtige Kerl machte unter Salomo Karriere. Er traf sich nun offensichtlich heimlich mit dem Propheten Ahija. Bei ihrem Treffen verkündete Ahija im Namen Gottes, dass er, Jerobeam, zehn der zwölf Stämme Israel erhalten soll. Rebellion gegen den amtierenden König. Darin steckt alles, was eine moderne, spannende Serie zu bieten hat: Karriere, Beziehungen, Spannung, Heimlichkeit, Aufstand, Rebellion! Von diesen Zusagen hat Salomo Wind bekommen. Natürlich Verrat in seinen Augen. Um seinen Thron zu erhalten, muss Jerobeam getötet werden. Doch er kann nach Ägypten fliehen. Wir können in den Zeilen nur erahnen, wie es in der Zeit zur Sache ging. Sicher nicht einfach für alle Beteiligten. Von der großartigen Zusage des Propheten bis hin zum Leben in einem anderen Land, mit einer andere Kultur, Sprache und Göttern. Am Ende lesen wir, dass Davids Geschlecht weiterhin Gottes Zusage erhält, aber stark beschränkt wird.

Wie es weitergeht, werden wir die nächsten Tage sehen. Es bleibt spannend!
War euch bewusst, dass der große Salomo, Nachfolger König Davids, dieses Ende nimmt? Mir jedenfalls nicht. Gott wendet sich durch den Propheten gegen das Geschlecht Davids. Salomo ist nach seinem guten Start auf Abwege geraten. Doch Gott lässt Davids Familie und Zusagen nicht fallen, er gesteht Jerusalem weiterhin Salomos Nachkommen zu. Das hat die Spaltung des Volkes Israel zur Folge. Die 12 Stämme sind nicht mehr vereint. David war auch ein König mit seinen persönlichen Schwächen und Verfehlungen, doch er sah seine Missetaten und schwierigen Entscheidungen immer ein. Er kehrte um zu Gott und reflektierte sein Handeln. Salomo wurde offensichtlich bequem, seine Frauen hatten verschiedene Götter mitgebracht und er wandte sich von Gott ab. Er schaffte es nicht, umzukehren und seine Taten zu reflektieren. Die Konsequenzen müssen seine Nachkommen ausbaden. Wir lesen nichts davon, dass Salomo umkehrte oder sein Handeln mit Gott reflektierte.

Wie ist das bei dir? Reflektierst du dein Handeln und Denken? Reflektierst du deinen Glauben und wie er sich entwickelt? Hast du andere Menschen mit denen du über dich und deinen Glauben und auch über deine Zweifel reden kannst? Unser Glaube ist in stetigem Wandel. Fragen und Zweifel, stellen ihn immer wieder auf die Probe und sind vor allem auch immer eine Chance. Herausforderungen zeigen meist erst im Nachhinein, wie wir in ihnen wachsen können. Manchmal können uns Bibelstellen zum Kopfschütteln bringen. Auch andere Christen mit andern Moral- und Wertvorstellungen können unseren Glauben herausfordern. Die Auseinandersetzung mit unserem Gott durch verschiedene Einflüsse bewegt uns. Lass dich auf Veränderung ein und bleibe in deinem Glauben nicht stehen.

David Morgenroth, Dresden

Montag, 29. Juni | Hast Du davon gewusst? |1. Könige 11,1-13

Sommerandachten 2020

>>> 1. Könige 11,1-13

Salomo hat Fehler gemacht. Ihm ist der Erfolg zu Kopf gestiegen, hat ihm den Kopf verdreht und ihn von Gott entfernt. Gott lässt das nicht so stehen. Er zieht seine Konsequenzen. Aber nicht sofort. Salomo lebt aus den guten Konsequenzen seines Vaters David. David, der nach dem Willen Gottes gehandelt hat (also meistens). Die Kinder und Enkel Salomos trifft es da schlechter. Auch sie müssen mit den Konsequenzen leben, die ihnen ihr Vater beschert hat.

So ist das im Leben. Unser Tun zieht Konsequenzen nach sich. Das war bei David so, bei Salomo und das ist auch heute so.

Ich sehe mich noch in Gotha auf einem riesigen Bahnhofsvorplatz stehen. Eine Stadt, die sich rühmte, die erste zu sein, die judenfrei war. Und heute? Eine leere Stadt, die ihrer Kultur- und Bildungsschicht beraubt wurde und deren Konsequenzen schon lange sichtbar sind.

Ich sehe mich jeden Dienstag von überfüllten gelben Tonnen umgeben und frage mich: Wann gibt es den ersten Unverpacktladen in Zwickau?
Ich sehe mich selbst bei senkender Hitze in einer Autokarossenkolonne auf der Autobahn und frage mich: Wie kann unser Planet dem standhalten?

Haben unsere Großeltern davon gewusst, was mit den Juden, den Homosexuellen und den Widerstandskämpfern passierte? Was machen wir mit dem Wissen und Nichtwissen?

Provozieren wir einen Generationenkonflikt, sind unverständig und wütend oder ziehen wir für uns die Konsequenzen, die es den uns nachfolgenden Generationen ermöglich, weiterhin gut und in Frieden zu leben?

Ich bin sicher, dass wir die gleiche Wut zu spüren bekommen und in die gleichen Konflikte mit unseren Kindern und Enkeln geraten, wenn wir weiterhin so leben. Dann sind wir es, die gefragt werden: Hast Du gewusst, dass im Meer die Tiere an den Plastiktüten ersticken? Hast Du gewusst, dass eine Zigarettenkippe in der Natur mehr als 15 Jahre braucht, um zu verrotten? Hast Du gewusst, was das Billigfleisch anrichtet?

Dieser Text heute gibt mir zu denken und lässt mich fragen: Wie kann ich nach dem Willen Gottes leben? Wo kann ich das Meine tun, damit die Konsequenzen sich zum Positiven wenden?

Pastorin Christine Meyer-Seifert, Zwickau

Sonntag, 28. Juni | Der Spiegel des Vergessens | Psalm 106,1-23

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>>> Psalm 106,1-23

Psalmen sind vor vielen hunderten Jahren in Form gegossene Gebete, die für jede Gelegenheit Worte bieten können. Vor allem dann, wenn uns selbst die Worte zum Beten fehlen. Aber der Psalm 106 richtet sich nicht nur im Gebet an Gott, sondern hält uns selbst als Betenden einen Spiegel vor: Schnell vergessen wir die Situationen, in denen Gott uns geholfen hat. Schnell überschauen wir all das Gute, das Gott uns schenkt: Familie, Freunde und Freundinnen, Essen, Trinken, eine warme Wohnung, Kleidung, Halt im Glauben und und und.

In den Momenten, in denen wir Gottes Wirken in unserem Leben gerade nicht so spüren, brauchen wir Unterstützung. Dann brauchen wir jemanden, der uns Mut macht und manchmal sogar für uns mit glaubt. So wie Mose bei Gott ein gutes Wort für das Volk Israel einlegen musste, als sie sich von ihm abgewendet hatten (Vers 23). Und manchmal können wir für jemanden dieser Mensch sein, der an Gott und das Gute erinnert. Jemand, der keine Moralpredigten hält, sondern der zuhört, Mut macht und Gottes Liebe ins Gespräch bringt.

Eine andere Möglichkeit, Gottes gutes Wirken im Alltag nicht aus den Augen zu verlieren, kann ein Erinnerungsglas sein. Hier eine kleine Bastelanleitung:

  • Ihr nehmt euch ein schönes Schraubglas und verziert es mit Glasstiften, Washi Tape, buntem Band, ...
  • Für die nächsten zwei Wochen nehmt ihr euch jeden Abend drei Minuten Zeit, um zu überlegen, ob an dem vergangenen Tag etwas Schönes passiert ist oder ihr Gottes Hilfe gespürt habt.
  • Das schreibt ihr auf einen Zettel und steckt ihn in das Schraubglas.
  • Schaut nach den zwei Wochen mal nach, was sich alles angesammelt hat – und vielleicht möchtet ihr euer Gedächtnisglas ja sogar noch über den Sommer fortführen.

Und vielleicht ist es euch dann danach, zu beten, wie schon viele Menschen vor euch zu Gott gerufen haben: „Halleluja! Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Wer kann die großen Taten des HERRN alle erzählen und sein Lob genug verkündigen?“ (Vers 1-2)

Sarah Schulz, Zwickau

Samstag, 27. Juni | Das Nifflerparadies | 1. Könige 10,14-29

Sommerandachten 2020

>>> 1. Könige 10,14-29

So wie Salomons Reichtum beschrieben wird – wie in einem unfassbaren Märchen! Aber ich kann nur an eines denken… Was für ein Paradies Salomons Schloss für einen Niffler wäre!

Wer nicht weiß, was ein Niffler ist, was habt ihr die letzten Jahre gemacht?! Ein Niffler ist ein Wesen aus dem Harry Potter Universum und noch spezifischer aus dem Film „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“. Es sieht aus wie eine Kreuzung aus einem Schnabeltier und einem Maulwurf mit einem Kängurubeutel. Es ist unfassbar niedlich und wäre das ideale Haustier, wenn es nicht ein unbekehrbarer Dieb wäre. Nichts wirkt anziehender auf Niffler als Dinge, die golden sind und glänzen und alles was es in dieser Richtung in die Pfoten bekommt, stopft der Niffler in seinen Beutel und ist selig. Da wäre ein Palast, in dem jährlich 24 Tonnen Gold eintreffen, Himmel auf Erden. Es würde rumflitzen und seinen Beutel vollstopfen mit Münzen, goldüberzogenen Bechern und allerlei Klimbim und höchst wahrscheinlich würde es versuchen, da noch ein goldüberzogenes Langschild mitunterzubringen.

Die Welt Salomons ist unfassbar dekadent. Gold, Waffen, Streitwagen und Pferde – so viel, dass gar nicht alles im Palast untergebracht werden kann und ein Teil ausgelagert wird. Salomon wird von allen Seiten mit Reichtum beschenkt. Dabei hat er am Anfang seiner Königszeit, als Gott ihn in einem Traum gefragt hat, was er sich wünscht, geantwortet, dass er Weisheit von Gott möchte, um ein guter König zu sein. Den Reichtum und das Ansehen in aller Welt gibt Gott oben drauf. Da wird das Ganze nicht nur zu einem Nifflerparadies, sondern wahrscheinlich auch zu unserem. Wäre es nicht schön, wenn Gott jeden, den er mag, also uns, zu den frommen Wünschen, die wir haben, noch einen Lottogewinn obendrauf legen würde? Tatsächlich galt in den Zeiten des Alten Testaments Wohlstand als auch Kinderreichtum als Zeichen dafür, dass Gott einem wohlgefällig ist, eine Vorstellung, der Jesus entgegengetreten ist. Aber immerhin kam Salomons Reichtum nicht nur Salomon zugute, sondern ganz Israel, welches unter Salomon eine Blütezeit durch seine guten Wirtschaftsbeziehungen zu den Nachbarvölkern erlebt hat.

Darauf, dass Gott uns mit Geld überschüttet, können wir nicht bauen, aber eine interessante Frage wirft die Frage von unendlichen Geldquellen trotzdem auf. Stell dir vor, du hättest deinen eigenen Niffler, der dir aus seinem Beutel immer genug Geld zur Verfügung stellen könnte. Was würdest du dann tun? Was würdest du mit deinem Leben tun, wenn du nicht Geld verdienen müsstest? Darüber lohnt es sich nachzudenken! Denn die Antwort ist auch die Antwort auf die Frage, was würdest du mit deinem Leben tun, wenn du dich ganz frei entfalten könntest? Welche Bedürfnisse wären abgedeckt? Welche Fähigkeiten würdest du ausbauen? Und vielleicht stellst du bei der Antwort dieser Frage fest, dass du das eine oder andere auch ohne viel Geld beziehungsweise mit den dir zur Verfügung stehenden Mitteln erreichen kannst. Nimm dir Zeit mit Gott über das zu sprechen, was du bei diesem Gedankenexperiment entdeckt hast.

Claire Hamer, Jugendreferentin München

Freitag, 26. Juni | Legendär … | 1. Könige 10,1-13

Sommerandachten 2020

>>> 1. Könige 10,1-13

Die Königin von Saba ist sagenumwoben. Sie findet in allen drei Schriftreligionen Erwähnung. Und ihr Besuch bei Salomo spielt auch in äthiopischen Legenden eine wichtige Rolle. Die Königin soll nämlich nicht nur Geschenke, sondern auch ein Kind von Salomo bekommen haben. Ihr Sohn Menelik wurde Stammvater der Salomonischen Dynastie, die von 1270 bis 1973 in Äthiopien herrschte. Ihr letzter Nachfahre wird von den Rastafari als Messias verehrt.

Verwirrend? Ja und ob!
In der Bibel bekommt sie keinen Namen, wird einfach „Königin von Saba“ oder „des Südens“ genannt. Der Koran nennt sie „Bilqis“, im Äthiopischen heißt sie „Makeda“. Archäologisch aber ist ihre Existenz nicht nachzuweisen. Auch wenn ausgegrabene Grundmauern einer Tempelanlage in Aksum vor wenigen Jahren ihr zugeschrieben wurden. Alles höchst umstritten. Auch liegt Saba weit entfernt von Äthiopien.

Genauso wirbelt die Archäologie auch die biblischen Vorstellungen von Salomo durcheinander. Er findet außerhalb der Bibel keine Erwähnung. Was also soll ich mit dieser Geschichte anfangen? Sie ist doch in weiten Teilen – wenn nicht ganz und gar – nur ausgedacht!

Und?
Die Erzählung handelt von einer intelligenten, mächtigen und reichen Frau, die von einem ebenso intelligenten, mächtigen und reichen Mann erfährt. Und sie macht sich auf den Weg, ihn zu besuchen. Obwohl sie alles hatte, was sie wollte, hat sie ihr Interesse für Neues nicht verloren. Wie ist das mit mir? Interessiere ich mich noch für Andere? Oder bin ich mit meinem Wissen schon zufrieden?

Sie kommt zu Salomo. Der stellt sein Wissen unter Beweis und sein Palast und Reichtum sind noch größer, als sie das gedacht hatte. Und sie sagt das ganz offen und anerkennend. Wie ist das bei mir? Kann ich neidlos Dinge anerkennen, die andere haben? Oder suche ich dann krampfhaft etwas, das ich besser kann, cooler fände oder selbst habe?

Die Königin geht noch einen Schritt weiter. Sie sagt, dass Gott wirklich toll ist und Salomo ein guter König. Dennoch ändert sie nicht – anders als im Koran – ihren Glauben. Wie ist das mit mir? Kann ich die Kultur Anderer, ihre Art zu Glauben und zu Denken stehen lassen? Vollkommen gleichberechtigt neben mir?

Das kann, darf und will ich aus dieser Geschichte mitnehmen: Interesse für Andere, Freude für und mit Anderen, Respekt und Toleranz gegenüber Anderen. Das gilt über Religions-, Geschlechts-, Weltanschauungs- und Landesgrenzen hinweg!

Benjamin Huth, Berlin Friedrichshain


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Die Andachten für die Sommerzeit 2020 wurden von Jugendlichen, Teenagern und jungen Erwachsenen der  Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland verfasst.
Sie spiegeln die Breite des Glaubens und Denkens der jungen Menschen wieder. Die Verantwortung für den Inhalt liegt deshalb bei den AutorInnen.
Die gedruckte Exemplate der Andachten für die Sommerzeit werden kostenlos an die Gemeinden der EmK in Deutschland abgegeben. Sie dienen keinem kommerziellen Zweck und werden aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.