Sommerandachten 2020

Donnerstag, 25. Juni | Dankbar | 1. Könige 9,1-9

Sommerandachten 2020

>>> 1. Könige 9,1-9

PUH! Ein schwerer Text. Darüber werde ich mit meinem Nachdenken vermutlich nicht zu Ende kommen. Ich werde wohl stetig mich an den Worten, an den Aussagen reiben.
Menschlich gesehen ist das nur zu verständlich. Wer will denn untreuen, sich abwendenden Freuden immer wieder nachlaufen und sich zur „Witzfigur“ machen? So komme ich dem Text vielleicht nicht näher…

Mir fällt ein, dass ich mit dem Heidelberger Katechismus aufgewachsen bin. Was´n das? Ein Buch mit 150 Fragen zum Glauben und mit Antworten dazu. Es wird im kirchlichen Unterricht der evangelisch – reformierten Kirche genutzt. Aus der stamme ich. Manche Fragen und Antworten kann ich wirklich auswendig. Doch was mich am meisten berührt, ist der Aufbau. Nein, keine Ausarbeitung erwartet Dich. Nur das:

Die Frage nach Gottes Geboten steht fast am Ende des Buches – unter Nummer 103. Vorher geht es um Gottes Rettung an uns, um Seine Liebe, um die Gemeinde … Erst gegen Ende kommt das Fragebuch auch zu den Geboten, die wir alle kennen – auswendig oder nicht. Und die Überschrift dort ist „Von der Dankbarkeit“. Von daher denke ich zu unserem heutigen Text Folgendes:

Wenn ich bedenke, was Gott mir geschenkt hat, mir Gutes tut, mir täglich zukommen lässt, wie kann ich mich da abwenden? Daraus kann doch nur folgen, dass ich dankbar in Seiner Freundschaft lebe und unterwegs bin. Oder? Dann aber wäre der heutige Text vielleicht eine deutliche Erinnerung, sich an das Geschenkte zu erinnern und es nicht aus den Augen zu verlieren …

Von daher wünsche ich Dir heute einen dankbaren Tag und biete folgenden Tipp: Schreib doch ein Dankbarkeitsbuch – eine Art Tagebuch, wo Du jeden Abend drei Dinge festhältst, für die Du dankbar bist.

Und falls es schwer wird mit Gott, baut Dich Deine Erinnerungsliste vielleicht wieder auf.

Das wünsche ich Dir jedenfalls von Herzen.

Beate Klähn-Egbers, Hamburg

Mittwoch, 24. Juni | Gott in der Handtasche | 1. Könige 8,54-66

Sommerandachten 2020

>>> 1. Könige 8,54-66

Ich bin eine moderne Nomadin. Von meinem Job aus muss ich sehr regelmäßig durch Europa reisen und sitze also oft stundenlang im Zug. Mir macht das viel Spaß: Die vorbeiziehende Landschaft, die ruhige Vorbereitung auf meine Termine und die viele Zeit zum Nachdenken. Meine stetige Reisebegleiterin ist dabei meine Klapptasche mit Stiften, Laptop und Notizheft. Mit dabei ist auch immer eine Bibelausgabe. Nicht, weil ich eine ausdauernde Bibelleserin wäre (das meiste von meinem Bibelwissen kommt aus der Sonntagsschule und dem Reliunterricht), sondern weil sie super winzig ist und einen dunkelblauen Glitzereinband hat! Ich liebe diesen Einband und dass diese Bibel kaum größer als meine Handinnenfläche ist! Und weil mir diese Bibel so gut gefällt, lese ich auch regelmäßig die ein oder andere Geschichte daraus. So habe ich Gott und das, was er uns sagen will auf all meinen Reisen dabei.

Mich erinnert das an die Situation der Israeliten vor dem Tempelbau in Israel. Sie waren auch dauernd unterwegs, nicht nur alle paar Wochen wie ich, sondern ihr ganzes Leben, so wie das die wenigen nomadischen Völker unserer Welt noch heute machen. Mit dabei war auch bei ihnen immer Gottes Wort auf den Steinplatten, die Mose von Gott bekommen hatte. Also nicht in so handlicher Form wie in meiner Minibibel, aber immerhin vermutlich auch ziemlich glitzernd, nämlich in der reich verzierten Bundeslade. Ich finde, dass die Tatsache, dass sie diese Bundeslade mit den schweren Steinplatten viele Jahre lang durch die Wüste mit sich getragen haben, ein Beweis ist wie wichtig ihnen Gottes Wort war! Ich kann allerdings auch ihre Sehnsucht nach einem richtigen Ort für ihr Heiligtum verstehen, nach einem Platz, der vielleicht angemessener für so einen Schatz scheint als ein Zelt. Ein solcher Ort ist der Tempel Salomos: Riesig, prächtig, wunderschön und das Zentrum ihrer eigenen neuen Heimat Israel. Klar, dass die Israeliten es bei der Einweihung dieses lang ersehnten Tempels so richtig krachen lassen! Menschen aus dem ganzen Land feiern, essen, trinken und opfern zusammen, ein absolut gigantischer Gottesdienst! Endlich hat Gott und damit auch die Israeliten ein Zuhause!

Für mich ist Kirche heute etwas ganz Ähnliches: Ein fester Ort, an dem ich Gott begegnen kann, wo ich mich ganz auf ihn konzentrieren kann und wo ich ihn und seine wunderbare Botschaft feiern kann. Und weil ich das wie die Israeliten mit anderen Menschen zusammen mache, ist meine Kirche, das Gebäude genau wie die weltweite Methodistische Kirche auch ein Zuhause für mich. Hier treffe ich Leute, die ähnlich ticken wie ich, finde Ruhe im Chaos meines Lebens und spüre Gott in meiner Nähe.

Natürlich ist Gott nicht nur in der Kirche, genauso wie er damals nicht nur im Tempel zu finden war. Ich kann ihm genauso in U-Bahnstationen, Wohnzimmern und Parks begegnen, aber eine Kirche oder damals der Tempel ist eben nur für Gott allein bestimmt, hier kann ich mich persönlich oft ein bisschen besser auf ihn einlassen und auf das hören, was er mir sagen will.

Ante von Postel, Berlin

 

Dienstag, 23. Juni | „Wir müssen reden…“ | 1. Könige 8,41-53

Sommerandachten 2020

>>> 1. Könige 8,41-53

„And every time I close my eyes I know that I was made to lift my hands and pray.“

Diesen Satz singt die Band Sanctus Real in der Bridge ihres Liedes „Pray“. Und jedem von uns ist sicher bekannt, dass Gebet eine wichtige Rolle im Leben von uns Christen spielt. Wir dürfen dabei ganz persönlich mit Gott reden, bei ihm auftanken, unsere Sorgen abladen und neue Kraft bekommen. Das kann jeder auf seine eigene Weise tun und doch fehlen uns manchmal die Worte und wir fragen uns, wie wir eigentlich richtig beten sollen. Manchmal fühlt sich das Beten einfach leer und kraftlos an.

Im heutigen Bibeltext erhalten wir einen Einblick in Salomos Gebet zur Tempelweihe, das uns wirklich inspirieren kann. Salomo betet offen und ehrlich zu Gott und richtet vor allem viele Bitten an ihn. Er bittet um seinen Segen für bevorstehende Situationen. Er appelliert an Gottes Liebe und Gnade für die Menschen, erwartet sie jedoch gleichzeitig auch. Und genauso ist dieses Gebet voll von Erinnerungen an Gottes Versprechen und das, was er schon in der Vergangenheit für das Volk Israel getan hat – nicht, weil Salomo Gott daran erinnern müsste, sondern um sich selbst und sein Volk daran zu erinnern und sich damit der eigenen Identität bewusst zu werden: Gottes Volk zu sein.

Wie betest du? Was erwartest du von Gott? Welche Eigenschaften hat er für dich, wenn du dein Gebet an ihn richtest? Behältst du manche Dinge lieber für dich? Ist Gebet für dich wirklich eine Tankstelle oder eher Routine? Wir können von Salomo lernen, dass wir völlig ehrlich unsere Bitten an Gott richten können – und zwar jede! Wir können vor ihm aussprechen, wie es in unserem Herzen aussieht. Doch Salomo bleibt dabei nicht stehen, sondern er spricht aus, was Gott schon in der Vergangenheit für ihn und das Volk getan hat.

Dieses Zurückerinnern kann unglaublich kraftvoll sein, sodass ich dich ermutigen möchte, dies in dein Gebet aufzunehmen! Sprich deine Identität –dass du zu Gott gehörst –laut aus und erinnere dich daran, wie er in der Vergangenheit schon in deinem Leben gewirkt hat. Gott ist gütig und voller Liebe zu dir – das darfst du erwarten, während du betest! Gebet soll keine Pflicht sein, sondern eine Freude. Es gibt Kraft im ganzen Chaos des Lebens, wenn wir Gott in unseren Alltag, unsere Sorgen und jede Aufgabe einbeziehen.

Wir sind dafür gemacht, um zu beten – denn in unserer Welt, in der wir noch leben, sind wir darauf angewiesen, mit Gott als unsere Kraftquelle, unserem Wegweiser, unserem Schöpfer zu sprechen. Und das Geniale daran ist, dass wir einen Gott haben, der es liebt, mit uns zu reden. :-)

Alisa Raabe, Rodewisch

Montag, 22. Juni | Willst du zum Bund oder bist du schon drin? | 1. Könige 8,22-40

Sommerandachten 2020

>>> 1. Könige 8,22-40

Du bist ja zu toll, hast noch keine Ferien und liest trotzdem schon im Andachtsheft! Ich wünsche dir viel Vorfreude auf die Ferien, dauert bestimmt nicht mehr so lange.

Entschuldige, entschuldige bitte Ferienmensch, dass ich zuerst die anderen angesprochen habe. Es sind nicht wenige, die noch etwas warten müssen. Das Gebet des Salomo passt aber für alle, finde ich. Doch zunächst mal: Bist du auch so erschlagen wie ich von der Länge dieses Gebets? Und das ist ja noch gar nicht zu Ende. Das Vaterunser erscheint mir dagegen wie eine SMS. Immerhin, bei 7 Jahren Bauzeit des Tempels ist ein etwas längeres Gebet bei der Einweihung ganz angemessen (was würde das dann beim BER geben oder etwa Stuttgart 21…). Du wirst es kaum glauben, ich habe das ganze Gebet gleich mehrmals gelesen. Und siehe da, es begann für mich zu leuchten – auch ohne Tempel.

In Vers 27 fragt König Salomo, der Erbauer: „Doch wirst du, Gott, wirklich auf der Erde wohnen? Ist nicht sogar der weite Himmel noch zu klein, um dich zu fassen…“ Das gefällt mir. Zum einen ist Gott unfassbar, schon gar nicht von einem Haus. Darin steckt das Lob des Beters. Gott ist Schöpfer der ganzen Welt! Und gleichzeitig wird klar, dass Gott eben nicht nur im Tempel wohnt und auf uns wartet. Im Gegenteil, Gott ist bei seinem Volk, bei den Menschen im Alltag und ebenso heute mit uns unterwegs.

In der 2. Hälfte bittet Salomo, dass Gott alle Gebete erhören soll – ganz gleich welche Not es ist. Fast wie bei der Fürbitte im Gottesdienst werden verschiedene Nöte genannt: Dürre, Pest, keine Ernte, Bedrohungen… „höre auf jedes Gebet, das an dich gerichtet wird, sei es von einzelnen Menschen oder vom ganzen Volk!“  Und immer wieder ist davon die Rede, dass der Grund der Schwierigkeiten darin liegen kann, dass wir es selbst verschuldet haben. Oberflächlich könnte das wie eine Selbstanklage klingen, die uns eher klein macht. Doch Salomo will kein schlechtes Gewissen erzeugen. Er betont viel mehr bei jeder Bitte, dass Gott Schuld verzeiht. Wir sind ja nicht für alles verantwortlich, auch wenn im Licht des Klimawandels einzelne Teile sehr aktuell klingen. Doch gerade die Vergebung, die Gott uns schenken möchte, macht es leicht, uns mit allem vertrauensvoll an Gott zu wenden. Und welch eine Befreiung ist es dann, das loszulassen, was uns persönlich quält!

All das steckt in dem Bund, auf den sich Salomo gleich am Anfang bezieht in Vers 23. Es ist der alte und ewige Bund, den Gott den Menschen immer wieder neu gezeigt hat. Abraham in der Verheißung eines großen Volkes, Mose in den Gesetzestafeln, und dann auch in Jesus Christus, als Gott Mensch wurde. Genauso ist Gott auch heute unser Verbündeter, weil er die Menschen liebt, dich und mich.

In diesem Sinne, ab in den Urlaub und zwar als „Bundespartner/in“ und keine Angst, denn du bist nie allein!

Nur mal so: wenn Gott nicht allein im Tempel wohnt und auch alle Kirchen zusammen Gott nicht fassen, so kann es doch nicht schaden, in einen dieser besonderen Orte mal einzukehren, wenn wir auf Reisen daran vorbeikommen. Denn eines bieten diese Orte ohne Frage. Sie helfen uns, zur Ruhe zu kommen, um Gott nahe zu sein. Denn uns fällt es nicht immer leicht, bei allem Leben und Trubel um uns, Gott zu hören und zu entdecken.

Pastor Andreas Fahnert, Oranienburg,

Sommerandachten 2020 - Vorwort

Sommerandachten 2020

Neues Jahr, neues Glück …

… sagt man immer. Doch nachdem gleich im Januar der Hashtag #WWIII (World War 3, dt. Dritter Weltkrieg) trendete, schloss sich wenige Wochen später eine weltweite Katastrophe an, die in diesem Ausmaß wohl nur wenige von uns schon einmal erlebt haben. Einige hatten deshalb schon die Idee, das Jahr 2020 einfach zu überspringen und gleich mit 2021 weiterzumachen. Kein schlechter Vorschlag, aber leider ziemlich unrealistisch.

Und doch wollen wir nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern auf die Dinge sehen, die uns Freude bereiten: Sonnenschein, Freunde, Familie, Musik, Vo-gelgezwitscher und so vieles mehr. Auch deswegen gibt es für die Urlaubszeit dieses Jahr wieder die Sommerandachten. Impulse von jungen oder junggebliebenen Menschen für Groß und Klein, Alt und Jung. Ermutigendes, Herausforderndes, Kritisches, Hoffnungsvolles.


Deswegen vielen Dank an alle, die hier mitgewirkt haben. Danke an alle Autorinnen und Autoren, die sich mit teilweise ziemlich komplizierten Bibeltexten auseinandergesetzt und ihre Gedanken für uns aufgeschrieben haben.
Wir hoffen sehr, dass die Andachten euch helfen, den Blick von all den schlimmen Dingen, wie sie auch heute aussehen mögen, dorthin zu wenden, wo es Kraft und Freude gibt: nämlich Gott.


Eine gesegnete Sommerzeit wünscht euch

Esther, im Namen des Sommerandachten-Teams

 

P.S.: Da wir auch nur Menschen sind, rutscht uns hier und da auch mal ein Fehler durch. Danke, dass ihr dafür Verständnis habt. Und jetzt: Viel Freude beim Lesen!


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Die Andachten für die Sommerzeit 2020 wurden von Jugendlichen, Teenagern und jungen Erwachsenen der  Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland verfasst.
Sie spiegeln die Breite des Glaubens und Denkens der jungen Menschen wieder. Die Verantwortung für den Inhalt liegt deshalb bei den AutorInnen.
Die gedruckte Exemplate der Andachten für die Sommerzeit werden kostenlos an die Gemeinden der EmK in Deutschland abgegeben. Sie dienen keinem kommerziellen Zweck und werden aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.