Sommerandachten 2021

Montag, 26. Juli | Spieglein, Spieglein an der Wand … | Apg 24, 1-27

Sommerandachten 2021

Apg 24, 1-27

Die Apostelgeschichte von Lukas ist die Beschreibung einer beispiellosen Erfolgsgeschichte: Die frohe Botschaft von Jesus lässt sich auf ihrem Weg von Jerusalem nach Rom, dem Zentrum der antiken Welt, von nichts und niemandem aufhalten. In Kapitel 23 hatte Gott diese Marschrichtung für Paulus vorgegeben (23,11) und Kapitel 24 ist nun ein Teil dieser bahnbrechenden Dynamik des Evangeliums.

Aber Lukas möchte nicht nur eine spannende Story erzählen, sondern dich und mich ganz konkret herausfordern, indem er uns einen Spiegel vorhält – einen Spiegel für unseren Charakter.

Da ist zum einen Felix, der römische Statthalter. Eigentlich ein mächtiger Kerl, aber was seinen Charakter betrifft, setzt er nicht unbedingt Glanzpunkte: er will sich nicht entscheiden und verschleppt den Gerichtsprozess; er gestattet Paulus zwar eine Hafterleichterung, aber lässt ihn trotzdem ohne Prozess und Urteil zwei Jahre in „Untersuchungshaft“ schmoren; er spekuliert darauf, dass er entweder ein bisschen Bestechungsgeld abgreifen oder wenigstens sein Image bei der jüdischen Elite aufpolieren kann. Nebenbei zeigt er zwar auch am christlichen Glauben ein bisschen Interesse, aber als es ernst wird, kuscht er: von Gerechtigkeit oder gar einem göttlichen Gericht über sein Handeln will er lieber nichts hören – dann müsste er ja sein eigenes Leben infrage stellen (und vielleicht sogar ändern)! Lieber nicht zu viel einmischen lassen ins Privatleben …

Und zum anderen ist da Paulus. Dessen Verhalten finde ich im Gegensatz dazu schon beeindruckend. Zunächst mal ist er völlig geradlinig, selbst in einem Gerichtsprozess, dessen Ausgang auch sein Todesurteil sein könnte. Und dann hat er sogar genug Mumm, seinem eigenen Richter (Felix) Moralpredigten zu halten, über Gerechtigkeit und sexuelle Reinheit. Ich bewundere, dass er in jeder Lage von Gott zu erzählen scheint, ohne Rücksicht auf sein eigenes Ansehen.

Und schwupps stehe ich vor dem Spiegel: Ich selbst in der Rolle von Paulus als Angeklagter vor Gericht vor knapp 2000 Jahren. Hätte ich da den Schneid gehabt, mit meinem eigenen Richter Klartext über Jesus zu reden? Vermutlich nicht. Eher wäre ich vorsichtig gewesen, hätte aufgepasst, ihm nicht auf den Schlips zu treten, hätte lieber kritische Worte weggelassen. Einfach aus Angst vor seiner Reaktion. Hm. Naja. Eher nicht so heldenhaft von mir. Mein Charakter scheint eher dem von Felix zu ähneln als dem von Paulus. Da habe ich wohl noch einen längeren Weg der Reflexion, Umkehr und Vergebung vor mir …

Ich lade dich ein: Kommst du mit? Lass dich auf den Spiegel ein, den Lukas dir heute vorhalten will.

Jonathan Vogel,
Dresden

Sonntag, 25. Juli | Verlier‘ deine Hoffnung nicht! | Psalm 11

Sommerandachten 2021

Psalm 11

Chaos - in der Welt, um uns herum, im eigenen Leben. Die Nachrichten – voll von negativen Neuigkeiten. Du kennst es: Unsicherheit macht sich breit, Angst, und sie lähmt dich. Die Gedanken kreisen um Probleme und du fragst dich, wie alles nur werden soll. Du fragst dich vielleicht auch, wo Gott ist und wieso er scheinbar nichts tut.

Was bringt mir mein Glaube überhaupt noch? Wenn die ganze Welt, mein Leben, im Chaos versinkt und es scheinbar immer schlimmer wird, was hilft es mir, auf Gott zu vertrauen? So viele Stimmen strömen auf dich ein, die dir dies und das raten. Die Umstände versuchen, dir zu vermitteln, dass du gut daran tust, auf dich zu schauen, an dich zu denken und dir selbst zu helfen - dann wirst du Erfolg haben. Dann wird es dir besser gehen. Was bringt es auch, auf einen Gott zu hoffen, den man nicht sehen kann und der diesem chaotischen Treiben dieser Welt scheinbar teilnahmslos zusieht? Eine ganze Menge! – so schreibt David in seinem Psalm. Denn Gott sitzt nach wie vor auf dem Thron und steht über allen Umständen.

Und Er sieht jeden einzelnen Menschen auf dieser Erde. Er sieht die Mächtigen dieser Welt. Er kennt alle Ratschläge, „Weisheiten“, Werte. Und Er sieht dich. Er sieht dein Herz. Er kennt deine Gedanken, Unsicherheiten, Verwirrungen, Fragen und auch Zweifel. Und Er sieht nicht tatenlos zu! Gott arbeitet oft im Verborgenen, hinter den Kulissen. Dein erwartungsvolles Vertrauen in Ihn ist nie, niemals umsonst, denn Gott hält jedes einzelne seiner Versprechen. Die Umstände und Stimmen sagen etwas ganz anderes, doch lass dich nicht verunsichern – deine Hoffnung ist nicht vergebens! Und so wie David kannst du den verwirrenden, verzweifelten Gedanken laut und mutig die Wahrheit entgegenhalten: Du bist ein Kind eines lebendigen, regierenden Gottes. Er ist dein Zufluchtsort, dein sicherer Stand! Du musst nicht selbst krampfhaft nach Halt suchen. Egal, wie verunsichernd die Umstände sind – Gott wird einmal Gerechtigkeit schaffen und dein Vertrauen auf Ihn wird sich auszahlen. Denn Er sieht dein Herz und deine Hoffnung auf Ihn wird nicht enttäuscht. Blicke auf die Ewigkeit bei deinem himmlischen Vater und die Probleme dieser Welt und in deinem Leben werden immer kleiner. Lass dich von dieser Wahrheit tragen und halte an ihr fest in diesen unsicheren Zeiten. Denn unser Gott ist mächtiger als alles, was uns in unserem Leben erschüttern könnte.

Liedempfehlung: „When The Fight Calls“ von Hillsong Y&F

Alisa Raabe,
Rodewisch

Samstag, 24. Juli | Fasten bis zum umfallen | Apg 23, 12-35

Sommerandachten 2021

Apg 23, 12-35

Was für eine Story. Wir sehen schon den nächsten Blockbuster vor uns. Der gute Paulus trifft auf eine Gruppe Verschwörungstheoretiker, die nichts lieber wollen als seinen Tod. Darauf schwören sie sogar nichts zu essen, bis ihre Mission abgeschlossen ist. Doch da haben sie den Plan nicht mit einem Anhänger Gottes geschmiedet. Denn Gott passt auf seine Kinder auf, er ist der Big Boss im Hintergrund und lenkt die Geschichte nach seinem Willen. So bekommt der Neffe von Paulus Wind von der ganzen Sache und setzte sich für Paulus ein. Dabei ist zu vermerken, dass es absolut nicht selbstverständlich ist, dass er mit seinem Anliegen auf Gehör trifft, doch der Hauptmann und der Kommandant glauben Paulus´ Neffen. Auch Ihnen ist der Mord an dem Gefangenen nicht einfach egal. Sind wir nicht alle dankbar, wenn wir auf unseren Behördengängen auch Hilfe bekommen und nicht einfach weitergeschickt werden? -> Wie kostbar sind die Menschen, die sich für uns einsetzen!

Doch dabei ist unser Abendblockbuster noch nicht abgeschrieben. Habt ihr den Gefangenentransport bemerkt? Was für ein Spektakel: 200 Soldaten, 70 Reiter und 200 Lanzenträger, um einen Gefangenen nach Cäsarea zu bringen. Der muss schon was Besonderes sein. Der Held der Geschichte quasi. Warum ist so ein enormer Schutz sonst von Nöten? Einerseits, um den Gefangenen vor seinen Feinden zu schützen, die immer noch fasten und ihn umbringen wollen. Paulus war römischer Bürger und es wäre eine Schande, ihn in eigener Obhut sterben zu lassen. Andererseits könnten seine Freunde auch vorhaben, ihn aus der misslichen Lage herauszuholen und in Sicherheit zu bringen. Am nächsten Tag kommt Paulus sicher in Cäserea in dem von Herodes erbauten Palast an. Happy End im Thronsaal? Oder abwarten in der Gefängniszelle … Wie die Geschichte wohl weitergeht? Eins ist sicher: Der Big Boss hat immer das Sagen in der Story und bei uns ist das Gott. Und wenn Gott für uns ist, wer kann gegen uns sein? (Römer 8,31) Die Verschwörungstheoretiker übrigens durften lange nichts essen, vorausgesetzt, sie halten sich an ihren Schwur und ACHTUNG SPOILER, da Paulus noch eine ganze Weile im Gefängnis festsitzt, müssen sie fasten, bis sie umfallen. Man sollte halt darauf achten, was man schwört!

Wir fassen zusammen: Gott hält die Fäden in seiner Hand. Paulus wurde oft angeklagt und Gott legt ihm immer die richtigen Worte in den Mund, um sich trotz eventueller Aufregung zu verteidigen. UND Gott gibt ihm die Kraft weiterzugehen. Gott wird auch Dir die Kraft geben in seinem Auftrag vorwärts zu gehen!

Jugendkreis Mildenau

Freitag, 23. Juli | Gottes Auftrag – Paulus vor dem Hohen Rat | Apg 23, 1-11

Sommerandachten 2021

Apg 23, 1-11

Paulus steht vor Gericht. Warum? Weil sein Handeln anders war,weil seine religiöse Überzeugung anders war. Sein Handeln im Zeichen der Lehre Jesu hat den religiösen Führern nicht gefallen und so muss er sich vor diesen verantworten. So wird aus einer theologischen Differenz schnell ein sozialrechtlicher Streit.

Heute wäre es wohl nicht mehr möglich aus einer solchen „Lapalie“ einen Rechtsstreit zu brechen. Aber damals gab es ein anderes Verhältnis zwischen Religion und Gesellschaft. In der Antike verstanden sich die Volksgruppen nur auf Grund oder mit Hilfe ihrer Religion als lebens- und überlebensfähig. So waren die religiösen Oberhäupter auch in der restlichen Gesellschaft äußerst mächtig. Wer also damals Geistlicher war, war gleichzeitig auch Politiker. Staat und religiöse Gruppe waren damals eins. In unserer modernen Welt ist das kaum noch vorstellbar. Zu viele verschiedene ethische Gruppen gibt es, und so braucht es ein unabhängiges Wertesystem mit unabhängiger Gerichtsbarkeit, welche alle Menschen vertreten kann. Doch dies alles war damals religiös geprägt, denn, so könnte man sagen, die Religion war die Gesellschaft.

Deswegen also musste sich Paulus vor dem Richter, dem Hohepriester, verantworten. Wie auch im modernen Gericht finden sich in der Verhandlung um Paulus verschiedene Gruppen und Personen mit verschiedenen Aufgaben wieder. Zum einen natürlich der Angeklagte: Paulus. Und der Richter: der Hohepriester Hananias. Der Hohepriester ist der religiöse Führer und damit auch der oberste Richter des Landes. Zusätzlich ist eine Gruppe von Leuten, bestehend aus Pharisäern und Sadduzäern anwesend. Sie sind Zeugen, Kläger und Verhandelnde.
Doch erst einmal: wer waren diese Pharisäer und Sadduzäer? Die Sadduzäer waren gesellschaftspolitisch betrachtet die angestammte Oberschicht. Sie haben sich gut mit den Römern arrangiert und sich zusätzlich zu einer eigenen religiösen, jüdischen Bewegung entwickelt. Die Pharisäer stehen etwas niedriger als die Sadduzäer, sind aber zahlenmäßig stärker. Sie sind Gefolgsleute, Verwalter, Denker und begleiten allerhand andere hohe wichtige Posten, aber nicht die höchsten. Doch sie sehen die Römer stärker als Invasoren und wollen sie am besten loshaben. Auch sie haben sich zu einer religiösen, jüdischen Bewegung entwickelt, jedoch im Vergleich mit den Sadduzäern mit einer deutlich unterschiedlichen Lehre.

Diese beiden Gruppen zählen zu den einflussreichsten religiösen Gruppen im damaligen Israel, doch kommen sie nicht allzu gut miteinander aus. Das wird deutlich, als Paulus klarstellt, dass er eigentlich aus der Schicht der Pharisäer stammt. Denn plötzlich haben diese gar nichts mehr gegen ihn und halten ihn für unschuldig. Doch da entbrennt sofort ein Streit mit den Sadduzäern, der zu eskalieren droht und Paulus wird schnell wieder weggebracht. Es läuft gut für ihn. Die meisten halten ihn jetzt für unschuldig. Er ist erstmal aus dem Schneider.

Und dann ist da auch noch Gott. In der Bibel steht, dass Gott zu Paulus spricht, wie auch immer sich das vorzustellen ist. Aber es wird deutlich, dass er da ist. Paulus steht also vor all diesen Pharisäern und Sadduzäern nicht allein. Gott ist da, und es geht gut aus. Darin sehe ich die Botschaft dieses Textes. Gott ist da. Er hat seine Wege. Und wir werden ihn nicht immer wahrnehmen. Aber er ist da und hat einen Auftrag für uns.

Klaus Kasper

Donnerstag, 22. Juli | Außen vor. | Apg 22, 22-30

Sommerandachten 2021

Apg 22, 22-30

Peter ist 38 Jahre alt und arbeitet in einer Firma für Automatisierungstechnik. Heute Morgen ist Peter zur Arbeit gegangen. Donnerstag: Teambesprechung.

Ein einzelner Stuhl ist noch frei und Peter setzt sich. Sein Vorgesetzter leitet die heutige Sitzung und beginnt von den Problemen der letzten Wochen zu sprechen. Peter hört schweigend zu, denn seine Vorschläge kommen meist nicht gut an. Aber dann kommt ein Problem auf, auf das er eine kreative Lösung hat, und er meldet sich zu Wort. Ihm wird vorgeworfen, er hätte wieder mal komplett an der Realität vorbei gedacht. Sein Vorschlag wird verworfen und das Problem wird fallen gelassen. Dabei war sein Vorschlag wirklich gut. Die restliche Zeit wird er ignoriert und seine Vorschläge geflissentlich übergangen. Zu guter Letzt wird ihm noch ein Gespräch mit seinem Chef am Nachmittag nahegelegt, weil er sich ja so wenig einbringen würde. Was für ein Start in den Tag. Peter wird von allen Menschen ausgegrenzt, weil er „komisch“ ist. Seine etwas verträumte, aber gute Überzeugung und Mentalität gelten als abnormal und werden zu einem Konfliktherd, der sein Leben bestimmt.

An dieser Stelle zeigt sich eine Parallele zwischen Peter und Paulus. Auch Paulus lebt, wie in der Apostelgeschichte und seinen Briefen umfangreich belegt, sein Leben von einem Konflikt zum Nächsten. Paulus wird als Jude und Römer geboren, beginnt eine römische Karriere und verfolgt die frühen Christen. Kurz vor Damaskus zeigt Gott ihm dann, dass er sich für diejenigen, die er in die Gefangenschaft oder in den Tod geführt hat, hätte verbürgen sollen.

Daraufhin beginnt er auf dem Missionsauftrag, auf dem die Apostelgeschichte beruht, basierend durch die Welt zu ziehen und Gemeinden zu coachen. Dass letzteres zu Konflikten führt, ist absehbar. In Jerusalem würde er aus dem Tempel gejagt werden oder schlimmeres, wenn nicht die Stadtwache eingegriffen hätte.

Um nun einer Folter zu entgehen, besteht Paulus auf sein Sonderrecht, auf ein richterliches Urteil als römischer Bürger. Eine Niederlage des Humanismus´, Menschen nach Herkunft verschieden zu behandeln, aber damals wie heute ein geläufiges Mittel. Kaum einer würde auf ein solches Recht, einer „Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei-Karte“, verzichten wollen, auch wenn man weiß, dass dieses Recht einem System der Unterdrückung entsprungen ist. Nicht einmal, wenn wir ein Unrecht begangen hätten, was auf Paulus nicht zutrifft, hätten wir wohl die Courage die Konsequenzen dafür zu tragen. Für Paulus fällt dies wohl kaum ins Gewicht. Für uns schon eher.

Adam Fritsch,
Zwickau

Mittwoch, 21. Juli | Was ich dich fragen wollte ... | Apg 22, 1-21

Sommerandachten 2021

Apg 22, 1-21

Hallo Paulus,

ich habe deine Verteidigungsrede gelesen. Am Anfang habe ich gedacht: Hast du ja gut hinbekommen. Du hast es geschafft, dass die Leute dir zuhören. Eigentlich hatten sie ja ihr Urteil über dich gefällt und trotzdem hören sie dir noch mal ganz still zu, weil du sie auf deine Seite ziehen konntest: Wir gehören doch zusammen, wir sind doch Landsleute. Ich bin doch auch Jude, wie ihr. Und dann hast du versucht, ihnen zu erklären, was dich verändert hat.

Du erzählst dein Leben, wie du es als Weg in Gottes Auftrag deutest. Und da will ich dich mal fragen: An welchem Punkt hast du angefangen, dein Leben so zu sehen? Würdest du eigentlich sagen, dass jeder Gläubige im Auftrag Gottes unterwegs ist? Du warst doch vor deiner Bekehrung auch sicher, dass es Gottes Auftrag an dich ist, die Anhänger des neuen Weges, die sich Christen nannten, zu verfolgen und zu töten. Woher kann jemand also wissen, dass er im Sinne Gottes handelt oder genau das Gegenteil davon tut? Ich finde es immer ein bisschen schwierig, wenn Leute von sich sagen: „Gott hat mir gesagt …“ Wer traut sich das dann nämlich infrage zu stellen – und mal ehrlich: ich versuche auch, in Gottes Sinn zu leben, aber so direkt habe ich es noch nie erlebt, dass Gott mir sagt: „Mach dieses oder jenes.“ Bist du nicht auch unsicher geworden, als die Leute nach deiner Verteidigungsrede noch lauter gerufen haben, dass man dich töten soll? Was hat dir geholfen, deinen Weg weiter zu gehen?

Vielleicht können wir Menschen ja gar nicht wissen, welcher Weg der richtige ist. Vielleicht können wir ja nur versuchen, nach bestem Wissen und Gewissen zu leben - und umkehren, wie du damals vor Damaskus, wenn wir merken, dass wir bisher auf dem Holzweg waren. Wäre das nicht auch in Gottes Sinn? Was würdest du sagen: Zählt schon das Bemühen, mit Gott zu leben, selbst wenn der Weg falsch ist? Auch heute sind wir Christen uns nämlich nicht immer einig, wie Gott zu manchen Themen steht, und da behaupten dann auch alle, sie wären auf dem richtigen Weg.

Was mich in all den Fragen tröstet ist ein Zitat von Bonhoeffer (mit dem hättest du dich bestimmt gut unterhalten):
„Ich glaube, daß Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will (…) Ich glaube, daß auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und daß es Gott nicht schwerer ist mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten.“

Maria Reinhard

Dienstag, 20. Juli | „Stage-Diving“ | Apg 21, 27-40

Sommerandachten 2021

Apg 21, 27-40

Dunkle Halle, blitzende Lichter, tobende Menge, ausgelassene Stimmung und schweißgebadete, im Takt wippende Köpfe. Typische Szenen für ein überragendes Konzert.

Um die Stimmung noch weiter aufzuheizen, wirbelt der Sänger seine Gitarre durch die Luft, stellt sich an den Rand der Bühne, springt in die Menge und lässt sich von ihr tragen – Stage Diving.

In unserem heutigen Bibeltext schafft es Paulus, nicht durch das Konzert des Jahres, sondern durch Gerüchte, Missverständnisse und falsche Anschuldigungen, welche durch ein paar wenige Menschen rasend schnell verbreitet werden, das Volk in Jerusalem zum Ausrasten zu bringen (V. 28+29).
Ja, es stimmt! Paulus war mit dem Griechen Trophimus in Jerusalem unterwegs. Die Anschuldigung, dass er diesen aber mit in das Innerste des Tempels mitgenommen hat – für Nichtjuden verboten – ist aber schlicht und einfach falsch!
Kennst Du dieses Muster? Zur falschen Zeit am falschen Ort und Du wirst gesehen! Du wirst auf Instagram auf einem Bild mit den „falschen“ Leuten markiert und dies wird gepostet. Plötzlich weht Dir aus deiner (christlichen) Community ein Sturm voller Hasskommentare und Beleidigungen ins Gesicht, und die Situation steht vor der ESKALATION!!!

Im Trubel dessen, was da auf einen plötzlich hereinbricht, kann man sich ziemlich schnell hilflos und am Boden zerstört fühlen.

In der Geschichte will der Mob Selbstjustiz an Paulus vollbringen, und der bekommt keine Chance sich selbst zu rechtfertigen. Die Spirale des Hasses hat begonnen sich zu drehen – und das nicht langsamer. Einmal Gerüchte in die Welt gesetzt, sind sie kaum mehr aufzuhalten oder richtig zu stellen. Ja! Es kann jedem von uns passieren, dass uns Dinge von außen in die Schuhe geschoben werden, für die wir eigentlich nichts können. Auf die Frage, wie Du damit umgehen kannst, hilft Paulus weiter. Obwohl der Hass der Menge auf ihn einprasselt und ihn zudem noch eine falsche Anschuldigung von Seiten des römischen Hauptmannes trifft, verkriecht und zieht er sich nicht zurück!

Wie gehst Du damit um? Versteckst Du Dich, in der Hoffnung, dass die Gerüchte und Anschuldigungen schnell vergessen sind?

Paulus sucht erneut nach einer Möglichkeit, sich und sein Handeln zu rechtfertigen und Dinge klarzustellen. Das erfordert Mut! Ihm geht es nicht darum, die Diskussion, sondern den einzelnen Menschen zu gewinnen, damit er seine Botschaft weitergeben kann.
Er geht mit der Situation so um wie Jesus, der einmal einen coolen Satz in der Bergpredigt rausgehauen hat:
„(...) Wenn dein Bruder oder deine Schwester etwas gegen Dich hat (...) geh zuerst hin und versöhne dich mit diesem.“ (Matthäus 5,23-24).
Er fordert uns damit heraus, sich wie Paulus mit Unwahrheiten und Vorwürfen konfrontieren zu lassen und dabei aber nicht stehen zu bleiben.

Wir wünschen Dir den Mut, Dich zu wehren und die falschen Anschuldigungen anzusprechen, wenn Dir mal wieder etwas in die Schuhe geschoben wurde.
Dein erster Schritt ist der wichtigste Schritt auf den Anderen zu!

Teeniekreis Mössingen


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Die Andachten für die Sommerzeit 2021 wurden von Jugendlichen, Teenagern und jungen Erwachsenen der  Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland verfasst.
Sie spiegeln die Breite des Glaubens und Denkens der jungen Menschen wieder. Die Verantwortung für den Inhalt liegt deshalb bei den AutorInnen.
Die gedruckte Exemplate der Andachten für die Sommerzeit werden kostenlos an die Gemeinden der EmK in Deutschland abgegeben. Sie dienen keinem kommerziellen Zweck und werden aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.