Sommerandachten 2020

Donnerstag, 30. Juli | Der Boden unseres Glaubens | Markus 4,1-9

Sommerandachten 2020

>>> Markus 4,1-9

Diese Geschichte beschreibt im Prinzip viele unterschiedliche Glaubensschicksale/-biografien. Zumindest verstehe ich so die Deutung Jesu (Verse 14-20).

Also sind die Saaten, die am Wegesrand landen, die, die vom Teufel verführt werden und so ihren Glauben verlieren (Vers 15). Die auf felsigen Boden gesäten verlieren ihren Glauben relativ schnell, sobald sie die ersten Zweifel oder Probleme bekommen (Vers 16+17). Die, die unter den Dornen ersticken, werden von der Welt und ihren Sorgen und Versuchungen erstickt (Vers 18+19). Aber die, die in die fruchtbare Erde gesät werden, können in ihrem Glauben wachsen und ihn auch weitergeben. „Der Sämann sät das Wort.“ (Vers 14 nach der Lutherbibel 2017) So beschreibt Jesus ganz am Anfang seiner Deutung den Sämann. Was das genau bedeutet, ist aber nicht klar. Also ob es dabei um Gott selbst geht oder ob der Sämann jemand ist, der dir von Gott und vom Glauben erzählt, der sozusagen seinen eigenen Glauben weitergeben will. So oder so scheint auch er relativ machtlos zu sein in diesem Gleichnis, denn für die Bodenbeschaffenheit kann er so gesehen ja nichts.

Alles in allem klingt diese Deutung ziemlich deprimierend. Denn man könnte das ja so verstehen, dass jeder von uns schon vorgegeben bekommen hat, ob er oder sie später mal fest im Glauben steht, oder ob er oder sie seinen Glauben verlieren wird.

Doch so hoffnungslos möchte ich diesen Text eigentlich nicht verstehen. Denn das würde ja bedeuten, dass wir ziemlich machtlos sind, und Gott schon vorher entscheidet, ob wir immer weiter an ihn glauben, und dass wir daran nichts ändern können. Ich hoffe und glaube, dass wir an unserem eigenen Boden etwas verändern können. Dass wir sozusagen daran arbeiten können, dass unser Glaube Wurzeln schlägt. Also kann selbst ein Mensch, der von Grund auf eigentlich nicht die besten Voraussetzungen für den Glauben hat, weil er zum Beispiel sich schnell ablenken lässt von anderen, irdischen Dingen, diesen Ablenkungen trotzen und mehr Energie darein stecken, was ihm oder ihr einen fruchtbaren Boden für den Glauben schenken kann.

Aber wie kann das funktionieren? Was sind diese Dinge, die unseren Glauben Wurzeln schlagen lassen? Was bietet unserem Glauben einen starken Boden, der Raum für Wurzeln lässt?
Hier ein paar Ideen:

  1. Versuche, Gott in deinem täglichen Leben Raum zu lassen. Du kannst beispielsweise beten, Musik machen oder hören, die du mit deinem Glauben verbindest oder auch in der Bibel lesen. Erzähle Gott, was dich bedrückt, was dir Freude bereitet und/oder was du dir wünschst.
  2. Versuche, gerade in dieser Zeit dich nicht von irdischen Dingen wie deinem Handy oder ähnlichem abzulenken. Schalte es einfach auf stumm oder gehe sogar offline, lege das Handy mal aus der Hand.
  3. Sprich mit anderen über deine Fortschritte, deine Zweifel, alles, was irgendwie mit deinem Glauben zu tun hat. Die Gemeinschaft trägt, egal ob die Person noch erfahrener ist oder am selben Punkt steht wie du.
  4. Tue Gutes. Ob es Kleinigkeiten wie den Eltern beim Abwasch oder ähnlichem helfen oder sogar größere Dinge wie Ehrenämter sind – Gott freut sich darüber und dir selbst tut es auch gut.

Natürlich musst du dich an keinen dieser Vorschläge halten, es sind geschriebene Ideen, die vielleicht helfen können. Du kannst dir natürlich auch eigene Ideen überlegen.
Viel Erfolg dir dabei!

Sophia Steinbacher, Moritzburg

Mittwoch, 29. Juli | Hirngespinste | Micha 7,8-20

Sommerandachten 2020

>>> Micha 7,8-20

»Schulden sind ja nix Reales, also weißt du, wie ein Haus, oder `ne Käsestulle. Sondern sind ja nur `ne Absprache, sind nur im Kopf, verstehste?«
»Hm.«
»Kuck«, sagt das Känguru. »Ich schulde dir noch 4,95.«
»Für die Wasserpistole, die Science-Fiction-Geräusche macht?«
»Ja, für die Wasserpistole, die Science-Fiction-Geräusche macht.«
»Piu, Piu, Piu« imitiere ich einem seltsamen Impuls folgend die Geräusche.
»Und jetzt tun wir beide einfach so, als würde ich dir nix schulden«, sagt das Känguru. »Und Piu, Piu, Piu. Jetzt schulde ich dir nichts mehr.«„
(aus Marc-Uwe Kling: „Die Känguru-Chroniken“ 21. aktualisierte und überarbeitete Auflage 2013)

Diese Textpassage ging mir durch den Kopf, als ich die Verse 18ff. vom heutigen Bibeltext las. Irgendwie stimmt es ja, Schuld ist nichts Greifbares, sie ist nur in unseren Köpfen. Wobei es natürlich noch einen himmelweiten Unterschied gibt zwischen Schulden auf dem Konto und dem geistlichen Begriff der Schuld, hervorgerufen durch Sünde. Da ist mit Blick auf die Welt Michas Frage: „Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils?“ durchaus berechtigt. Es gibt keine Bank, die aus lauter Dumdiedeldei einen gerade aufgenommenen Kredit als abbezahlt verbucht. Es gibt keinen Richter, der einen Häftling freilässt, weil er „Gefallen an Gnade“ hat und er ihm vergibt. Und das muss ja auch gar nicht so sein, denn wie Paulus in Römer 13 schreibt, sollen wir der staatlichen Gewalt untertan sein, da auch sie von Gott eingesetzt ist. Aber Gott, als der, der sie eingesetzt hat, ist die höchste Instanz.

Er ist niemandem unterstellt und das heißt, er kann Schulden erlassen, wie es ihm gefällt. Und wie das aussieht, verrät uns Vers 19: „Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünde in die Tiefen des Meeres werfen.“ Dabei ist Schuld vor Gott so viel schlimmer als Schulden auf der Bank. Wenn man Schuld vor Gott hat, dann weil man jemandem tatsächlichen körperlichen oder seelischen Schaden zugefügt hat und das kann nicht anders beglichen werden als durch Vergebung.

Egal, ob es sich nun um Schuld vor Gott, oder Schuld vor den Menschen handelt: Ich möchte uns heute ermutigen, wie es das Känguru gesagt hat: „So zu tun als gäbe es keine Schuld.“ Das ist gar nicht so schwer, wie man denkt. Wenn man jemandem Geld leiht, nicht auf jeden Cent zu bestehen, stattdessen einfach mal etwas erlassen. Und Menschen, die uns verletzen zu vergeben, denn Gott tut es auch. Schulden zu erlassen, ganz gleich, welcher Natur sie sind, macht Menschen stutzig, weil sie es nicht erwarten. Denn Schulderlass ist nichts Menschliches, es ist ein Stück Himmel auf Erden.

Simon Kühlein, Rotschau

Dienstag, 28. Juli | Klage einer Christin | Micha 7,1-7

Sommerandachten 2020

>>> Micha 7,1-7

Ich bin traurig und wütend. Mir geht es wie jemandem, der seine Brille verlegt hat. Er sucht und sucht und findet doch nicht.

Überall wo ich hinschaue sehe ich nichts Gutes mehr. Die Menschen um mich herum lügen sich gegenseitig an. Jeder und jede versucht, nur das Beste für sich herauszuschlagen.

Die Menschen, die Macht haben, gebrauchen sie nicht, um Gutes zu tun, sondern um reicher zu werden. Um die Welt so hinzubiegen, wie sie sie brauchen. Steuern werden hinterzogen, Korruption ist Tagesgeschäft, bedürftige Menschen müssen draußen warten.

Und die, die so tun, als würden sie anderen helfen, tun es doch nur, um sich selbst besser darzustellen. Greenwashing nennt man das. So tun als ob und dafür gefeiert werden.

Man kann sich auf niemanden mehr verlassen, nur noch auf sich selbst. Wenn meine Freunde vor mir schlecht von anderen sprechen, kann ich mich doch eigentlich darauf verlassen, dass sie bei anderen schlecht über mich sprechen.

Selbst in der Familie ist jeder und jede nur auf sich selbst bedacht. Alle erzählen nur das, was sie besser dastehen lässt. Dinge werden verheimlicht, damit es ja keinen Streit gibt. Und zu Weihnachten treffen sich alle und machen auf heile Welt.

Ich würde am liebsten verzweifeln. Einfach frustriert im Bett liegen bleiben. Nichts mehr tun. Aber dann kommt doch ein Funke Hoffnung in mir auf. Ein kleines Licht, was mir zeigt, dass es Gutes in der Welt gibt. Ich will mich auf Gott verlassen und darauf vertrauen, dass er mich hört. Und deswegen möchte ich Gutes in der Welt tun.

Meiner Familie gegenüber will ich ehrlich sein. Ich möchte die schönen Dinge erzählen und das, was gerade nicht so gut ist. Ich möchte Anteil nehmen am Leid der anderen und für sie da sein.

Ich möchte über niemanden schlecht reden. Weder über meine Freunde noch über andere. Ich möchte vertrauenswürdig sein.

Ich möchte anderen um derentwillen helfen. Nicht, weil ich dann besser dastehe, sondern weil es Menschen gibt, die wirklich Hilfe und Unterstützung brauchen.

Ich möchte die Macht, die ich in meiner kleinen Welt habe, für Gutes nutzen. Ich will mich nicht bestechen lassen, nicht die Welt so zurechtbasteln, wie sie mir passt. Sondern so, dass alle gemeinsam in Frieden leben können.

Dort wo ich bin, möchte ich, dass andere Gutes sehen. Ich möchte nicht lügen und betrügen, sondern das Beste für alle Beteiligten bewirken.

Ich möchte nicht mehr traurig und wütend sein. Sondern glücklich und zufrieden. Wie jemand, der seine Brille lange sucht und plötzlich wiederfindet.

Salome Kleiner, Berlin

Montag, 27. Juli | Ach, Mensch! |Micha 6,1-16

Sommerandachten 2020

>>> Micha 6,1-16

Sechste Szene, Erster Akt

Stimme aus dem Off: Gott tritt in einen Rechtstreit mit seinem Volk. Die ganze Erde soll es sehen. Vorhang auf. (V. 1-2)

Gott: Volk Israels, mein auserwähltes Volk. Habt ihr wirklich vergessen, was ich alles für euch gemacht habe? Ich habe euch aus eurer Gefangenschaft gerettet. Ich habe euch in die Freiheit geführt. Ich habe euch Menschen, Propheten, gesandt, die euch aus allem Leid geführt haben. Ich habe es gut mit euch gemeint. Ist das alles nichts mehr wert? Was ist nur los? (V. 3-5)

Volk: Gott, wie sollen wir vor dich kommen? Wie sollen wir uns dir zuwenden? Welche Opfer können wir dir bringen? Was kann dich besänftigen? Was müssen wir tun, dass du uns vergibst? (V. 6-7)

Gott: Ihr wisst doch, was gut ist und was ich von euch fordere: nichts als mein Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor mir, eurem Gott. (V. 8)

Sechste Szene, Zweiter Akt

Gott: Jerusalem! Ihr Einwohner! Mein Volk! Es ist genug! Euer Handeln kann nicht ohne Konsequenzen bleiben. Unterdrückung, Lügen, Gewalt und Betrug herrschen im Haus der Gottlosen! Ihr werdet die Strafe dafür tragen müssen! (V. 9-16)

Was für ein Textabschnitt! Gott hat die Nase voll. Ich kann das verstehen, denn sein Volk, das er beschützte und aus der Gefangenschaft führte, ist ihm nicht mehr treu. Die Enttäuschung kann ich (wenn auch nicht vollständig) nachempfinden. Sinnbildlich ein echter Schlag ins Gesicht. Und auch die Frage des Menschen in Vers sechs („Womit soll ich mich dem HERRN nahen, mich beugen vor dem Gott in der Höhe?“) scheint aus Gottes Sicht ein weiterer Schlag ins Gesicht. Vor allem wenn ich die Antwort darauf im Vers acht lese: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert“. Mensch, du weißt es doch. Mensch, erinnere dich doch mal! Ach, Mensch! Ja, eigentlich müsste es der Mensch wissen. Sich an Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig sein vor Gott. So kann sich der Mensch Gott nähern, das wird als gut beschrieben.

Gut, um mit Gott in einer Beziehung zu bleiben. Alle drei Punkte sind für sich allein betrachtet schon eine riesige Herausforderung, finde ich. Alle drei einzuhalten, schafft man nicht von heute auf morgen, nicht immer gleich gut und schon gar nicht allein und nur aus eigener Kraft. Aber wie und wo kann ich anfangen? Für mich ist ein erster Schritt, sich genau dem bewusst zu werden – und damit demütig werden vor Gott. Sich dem bewusst werden, um diese drei Wegweiser nicht aus dem Blick zu verlieren, daran erinnert zu werden und um daran zu denken.

Deswegen habe ich für mich und dich Wallpaper fürs Smartphone erstellt, die uns täglich daran erinnern können. Rechtsklick auf die Bilder und herunterladen:

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Sarah Schulz, Zwickau

Sonntag, 26. Juli | Gott ignoriert das Böse nicht – aber er vergibt |Psalm 51

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>>> Psalm 51

David, der von Gott für Israel auserwählte König, stellt sich als gewaltige Fehlbesetzung heraus. Er hat sich keinen Ausrutscher geleistet, sondern vollen Wissens eine unverzeihliche Ungerechtigkeit begangen: In seiner königlichen Macht und Selbstüberschätzung schwängerte er Batseba, eine verheiratete Frau. Kannte er nicht das Gebot „Du sollst nicht ehebrechen?“. Doch, ganz bestimmt. Aber es war ihm egal – er war der König, er nahm sich was er wollte. Und als er von der Schwangerschaft erfuhr, entschuldigte er sich nicht oder übernahm Verantwortung, sondern er ließ Batsebas Mann Uria, einen Soldaten, von der Front heimkommen, um ihm das Kind unterzuschieben. Doch Uria geht trotz des überraschenden Heimaturlaubs nicht zu seiner Frau – er will es sich nicht zu Hause gemütlich machen, während seine Soldatenkollegen an der Front stehen. Da Davids Plan zur Verheimlichung der Schwangerschaft nicht aufgeht, schmiedet er einen neuen Plan: Er schickt Uria in den Krieg zurück und lässt seine Männer dafür sorgen, dass Uria dort getötet wird. Batseba holt er als eine seiner vielen Frauen zu sich an den Königshof.

„Aber dem HERRN missfiel die Tat, die David getan hatte.“ (2. Samuel 11, 27b). David hatte eine große Sünde begangen: Es geht hier nicht nur um Ehebruch, sondern und Machtmissbrauch (Wollte Batseba überhaupt die Nebenfrau des Königs werden? Dazu erfahren wir leider nichts.) und sogar Mord.

Davor verschließt Gott die Augen nicht. Das lässt Gott niemandem durchgehen, nicht mal dem gesalbten König. Er schickt den Propheten Nathan zu David (2. Samuel 12), der ihm den Kopf wäscht, die Größe seiner Sünde klar macht und eine harte Bestrafung erteilt. David bereut seine Taten daraufhin und bittet Gott um Vergebung. Psalm 51 nimmt Davids Worte auf: David fleht Gott um das Verzeihen seiner Schuld an. David bittet ihn: „Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz, und erneuere in mir einen festen Geist!“ (Ps. 51, 12). Im Alten Testament ist das Herz der Sitz der Vernunft und der Geist steht für Lebenskraft und Willen. Nicht zufällig wird mit dem „Erschaffen“ auf die Schöpfungsgeschichte verwiesen. Ganz bewusst sagt die Bibel hier: Gott hat uns Menschen gut geschaffen. Er gab uns Vernunft und Willen, um ein gutes Leben zu führen, um niemanden zu verletzen, um so zu leben, wie Gott es will: Ohne Macht zu missbrauchen, sondern im Aufeinanderachten und sich selbst Zurücknehmen. Wir Menschen vergessen das mitunter. Menschen wenden sich von einem Leben in der Liebe Gottes ab und handeln egoistisch. Aber wir können Gott um Vergebung bitten: Er vergisst das Leid nicht, was andere über uns bringen oder was wir über andere bringen, aber er vergibt es uns, wenn wir ihn darum bitten.

Sarah Schulz, Zwickau

Samstag, 25. Juli | Frieden?! | Micha 5,4b-14

Sommerandachten 2020

>>> Micha 5,4b-14

Was ich echt bewundernswert an dem Bibelabschnitt finde ist, dass der erste Satz eine unglaubliche Ermutigung ist, vor allem, wenn man den Text zu Ende liest. Denn es beginnt mit „Er bringt Frieden“. Es ist keine Frage oder Vermutung, sondern eine feststehende Aussage. Es gibt nichts daran zu hinterfragen, sondern es ist ein Fakt! Wenn man diese drei Worte verschieden betont, bekommt der Satz immer mehr Ausdruck: ER bringt Frieden. Nicht irgendjemand, sondern Gott höchstpersönlich. Er BRINGT Frieden. Der Frieden wird nicht dadurch entstehen, weil wir als Menschen so viel Arbeiten und uns bemühen, sondern er wird uns wie ein Geschenk von Gott gebracht. Er bringt FRIEDEN! Es geht hier nicht um irgendetwas, sondern um wirklichen und wahrhaftigen Frieden. Wie selten begegnen wir dem in unserem Alltag? Aber wir dürfen nicht nur seine unglaubliche Liebe annehmen, sondern sogar den Frieden, den er uns gibt.

WOW!
Im letzten Abschnitt sagt Gott, dass er alle Götzen vernichten wird, genauso wie die Kampfwagen, die Städte und Festungen. Er sagt, dass er alle Götzenstatuen und Zaubereigegenstände zerschlagen wird, damit die Bewohner keine Gegenstände mehr anbeten. Der letzte Satz handelt davon, dass Gott alle Völker zur Rechenschaft ziehen möchte, die nicht auf ihn gehört haben, weil sie seinen Zorn herausgefordert haben.

Puh. Ein wirklich harter Text, finde ich. Auf mich wirkt es hier vor allem im letzten Abschnitt so, dass Gott sich „vernachlässigt“ fühlt. Denn er sieht, wie Menschen ihre Kämpfe kämpfen und sich selbst Statuen bauen, die ihnen „helfen“. Er sieht, wie sie der Wahrsagerei hinterhereifern und ihn komplett aus dem Blick verlieren. Ich denke, dadurch, dass Gott einen so unvorstellbaren Überblick von dem ganzen Geschehen dieser Welt hat, ist der Zorn, den er in dieser Bibelstelle verdeutlicht, mehr als gerechtfertigt. Ehrlich gesagt sehe ich auch einige Gemeinsamkeiten zur heutigen Welt. Wir kämpfen unsere eigenen Kämpfe. Vielleicht nicht mit Streitwagen, aber dafür beispielsweise mit sozialen Netzwerken, mit modernen Waffen, mit Ignoranz oder Unfreundlichkeit. Wir haben unsere eigenen Perspektiven und Ansichten, wir stellen unsere Interessen und Bedürfnisse in den Vordergrund, aber wo lassen wir Gott? Bauen wir uns nicht auch unsere „Götzenstatuen“ dadurch, dass wir diesen Frieden, den Gott eigentlich für uns bereithält, so außen vor lassen und uns unser eigenes Bild von richtig und falsch machen? Fordern wir Gottes Zorn auch heraus?

Ich möchte euch nicht mit erhobenem Finger auf Fehler hinweisen, sondern euch viel mehr ermutigen, auf diesen wahrhaftigen Frieden zuzusteuern, den ER UNS BRINGT! :)

Salome Dannenberg, Düsseldorf

Freitag, 24. Juli | Jerusalem, du gebärende Frau | Micha 4,9-5,4a

Sommerandachten 2020

>>> Micha 4,9-5,4a

Micha spricht in dem Text die Bevölkerung Jerusalems, die Zionsstadt an. Die Stadt steht unter einer Belagerung. Er betrachtet die Situation von außerhalb und versteht sie nicht. Darum fragt er nach. Er fragt sie, ob sie ihre Ratgeber*in verloren haben, oder weshalb sie nur klagen, statt sich gegen ihre Angreifer*innen zu wehren. Das Sinnbild, welches er nutzt, ist eine Frau in den Wehen. Jerusalem befindet sich in der Situation ähnlich einer gebärenden Frau, es ist in einer schmerzhaften Situation, welche diese nur aus eigener Kraft überwinden kann. Die Frau hat, wenn sie dies getan hat, keine Schmerzen mehr und ihr Neugeborenes, ein großes Glück, in ihren Armen.

Ähnlich wie die Ärzt*in, die Ratgeber*in zu der Frau in den Wehen spricht und ihr Rat gibt, sie müsse Atmen und Pressen, so spricht Gott durch Micha zum Volk. Gott rät ihnen, die Stadt zu verlassen und nach Babylon zu gehen.

Bei der Frau, welche in den Wehen ist, wissen wir nicht, ob sie eine gläubige Frau ist, das Volk Israel kann jedoch darauf zählen, dass der Herr bei ihnen ist. Da Micha sie fragt, ob sie ihre Ratgeber*innen verloren haben, scheinen sie Gott in der Situation nicht so nah zu sein. Diese Situation ist verständlich. Die Menschen fühlen sich ausgeliefert und empfinden ihre Situation als ausweglos, dadurch wird ihr Glaube auf eine harte Probe gestellt. Sie verstehen nicht, dass dies nur ein Teil von Gottes Plan ist.

Gott schenkt durch Micha dem Volk, neben dem Ratschlag zu fliehen, noch etwas anderes. Er schenkt ihnen die Hoffnung und stärkt ihren Glauben. Er spricht ihnen zu, dass Gott mehr vorhat als Jerusalem belagern und einnehmen zu lassen. Er gibt ihnen die Aussicht, dass ihre Qualen nicht ohne Grund passieren, sondern eine Gerechtigkeit kommen wird. Gott zeigt ihnen auf, dass er stärker ist als alle andern Völker und durch ihn auch Jerusalem stark sein wird.

Betrachten wir noch einmal das Bild der gebärenden Frau, so wird auch sie nach den Schmerzen, diese vergessen können und auf viele Jahre der Freude mit ihrem Kind hinsehen können. Die Geburt ist, wie die Belagerung Israels, nur ein kleiner Teil des gesamten Bildes.

Nora Onnen, Hamburg


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Die Andachten für die Sommerzeit 2020 wurden von Jugendlichen, Teenagern und jungen Erwachsenen der  Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland verfasst.
Sie spiegeln die Breite des Glaubens und Denkens der jungen Menschen wieder. Die Verantwortung für den Inhalt liegt deshalb bei den AutorInnen.
Die gedruckte Exemplate der Andachten für die Sommerzeit werden kostenlos an die Gemeinden der EmK in Deutschland abgegeben. Sie dienen keinem kommerziellen Zweck und werden aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.